E o V - Die Quartiere

Mit einem fragenden Blick schaute Natalia zu Eames empor. "Stören? Nein, hast du nicht... das war nur ein Vorwand um kurz Abstand von dem ganzen zu bekommen.", meinte sie, griff zur Seite und fuhr sich mit einem weichen Handtuch kurz über das Gesicht. Es ging ihr nach diesem Gespräch wesentlich besser... irgendwie als wäre eine bedrückende Last aus ihrem Kopf um einiges leichter geworden.
"Oh Gott... steh da doch nicht so dämlich rum.", meinte sie und warf Eames das Handtuch mitten ins Gesicht. Mit einem neckischen Lächeln schaute sie zu ihm hoch.

"Ihr Ableben war in jenem Moment nicht mehr alleine Ihre Sache, in dem unsere Wissenschaftler herausfanden, dass Sie immun gegen Strahlung sind. Ist Ihnen klar, wie wertvoll Sie das macht? Wenn Sie ein Bürger Talons wären, würde man Sie mit Ehrungen überschütten. Stattdessen zeigen Sie sich störrisch, was ich angesichts der Behandlung nur allzu gut verstehen kann. Glauben Sie denn nicht, dass die Unity Sie wie einen geehrten Gast behandeln würde, wenn wir uns sicher sein könnten, dass Sie uns weiter zur Forschung zur Verfügung stehen?", konterte Myra, wobei sie sich gefährlich nahe an eben jene Versprechungen wagte, die sie keinerlei Recht hatte zu geben. Die Offizierin stand auf.
"First Sergeant Fendring. Ein Wort."

War das ein guter Augenblick, die Befragung zu unterbrechen und den Mann für sich allein zu lassen? Wäre es nicht sinnvoller, jetzt weiter am Ball zu bleiben, wo sie ihre stärksten Argumente vor brachten? Nick war sich unsicher, weshalb Langfield ausgerechnet eine Teamabstimmung ansetzen wollte. Anderereseits war sie hier die Expertin. Sie würde schon wissen, was sie tat. Vielleicht war es in der Tat sinnvoll, dem Ödländer eine Weile Zeit für sich selbst zu lassen, damit er den dargebotenen Alternativweg abwägen konnte. Also nickte Nick schweigend, öffnete die Tür und trat aus dem Verhörraum hinaus, der ihm folgenden Polizeioffizierin die Tür aufhalten.
"Was gibt es?", fragte er nachdem der Gefangene wieder schalldicht hinter der Tür verschlossen war.

"Nichts", antwortete Myra munter und drehte sich zu dem von dieser Seite durchsichtigen Spiegel. Der Ödlander, Kyle verbesserte sich Myra, sah nachdenklich aus. Das war gut. Sollte er eine Weile die ihm dargebotenen Möglichkeiten abwägen. Immerhin hätten sie ihn dann schon einmal von seinen völlig übersteigerten Forderungen herunter. Denn freilassen würde man ihn auf gar keinen Fall. Er war wirklich zu wertvoll. Oder vielmehr war seine Mutation zu wertvoll, als dass die Unity ihn riskiert hätte.
"Er soll ein wenig nachdenken können. Wenn er die Möglichkeiten, die wir ihm gegeben haben, abwägt, ist schon einmal viel gewonnen. Ab dann kann die Unity selbst mit ihm verhandeln. Deren Experten können das ohnehin besser als ich. Aber wenn er zum Verhandeln bereit ist, haben wir schon eine Menge Zeit gewonnen. Das selbe Prinzip setzen wir bei manchen Geiselnahmen ein. Wenn der Geiselnehmer denkt, dass wir seinen Forderungen nachgeben könnten, gewinnen wir Zeit."
Myra drehte sich leicht zu Fendring um und lächelte: "Und wir ich bereits gesagt habe, ich darf ihm keinerlei Gewalt antun oder ihm Versprechungen machen. Wir müssen verhindern, dass er sich hintergangen fühlt. Stattdessen müssen wir ihm das Gefühl geben, dass wir ihn ernst nehmen."

Nick hörte den Ausführungen der Polizeioffizierin schweigend zu, dann schüttelte er langsam den Kopf. "Ich glaube nicht, dass das funktioniert", erklärte er nach einer kurzen Weile, "Ich habe mir den Kerl genau angesehen, während sie mit ihm gesprochen haben und ich weiß, wie er reagiert hat, als wir ihn aufgegriffen haben. Ich möchte meinen, dass ich mir ein ganz gutes Bild von ihm machen kann. Jede Seite geht mit Minimalforderungen in Verhandlungen. Seine Minimalforderung ist, dass er freigelassen wird. Mit weniger wird er sich nicht zufrieden geben. Dieser Kerl scheint einen regelrechten Hass auf die Zivilisation zu empfinden. Mit angenehmeren Haftbedingungen können wir ihn nicht locken. An soetwas hat er kein Interesse." Nachdenklich fuhr Nick sich über das Kinn. Es kratzte bereits wieder. Die ersten Stoppeln schossen schon hervor. Dabei hatte er sich unmittelbar vor der Gerichtsverhandlung noch ordentlich rasiert.
"Ich bin der Meinung, dass wir ihm die Freilassung in Ausschau stellen müssen, wenn er kooperiert", fuhr er fort, "Es muss ja nicht sofort sein. Eben unter der Bedingungen, dass er sich auf eine umfangreiche Untersuchung durch den wissenschaftlichen Dienst einlässt. Ihre Fragen beantwortet. Sich Gewebeproben entnehmen lässt. Wenn sie all das von ihm haben, dann brauchen sie ihn nämlich tatsächlich nicht mehr. Natürlich können wir ihm sowas nicht versprechen, aber wir können ihm zumindest anbieten, uns dafür einzusetzen."

"Das können wir", antwortete Myra und schwieg einen Moment lang. Dies war schwierig. Normalerweise stand ihr mehr zu Verfügung als nur ihr Verstand. Aber da hier weder Lockmittel noch Verhörwerkzeug zur Verfügung standen, musste man sich eben mit dem behelfen, was man hatte. Myra deutete auf die Türe.
"Wollen wir wieder? Bieten wir ihm an, sich für ihn einzusetzen. Dafür muss er aber mit den Informationen rausrücken, die der wissenschaftliche Dienst haben will."
Ohne die wollte Myra hier nämlich nicht gehen. Als Mitglied der Recon hatte sie natürlich nicht wirklich einen Ruf zu verlieren und um Menschenleben ging es hier auch nicht, aber sie hatte schließlich ihren Stolz.
"Ich finde, wir sind noch recht kulant mit ihm. Bei der Sektion 2 würde er jetzt schon reden, auch wenn er dann nicht mehr so gesund aussähe."

Er machte einen Schritt rückwärts und fing das Handtuch auf, als es zu Boden plumpsen drohte.
"Naja", sagte er und legte das Handtuch zurück.
"Wir sollten vielleicht zurück zu deiner Mutter ..."
Damit wandte er sich von ihr ab, nachdem er ihr ein kurzes Lächeln geschenkt hatte, um sich bei der Mutter noch ein paar leckere Kekse zu holen.

"Bei der Sektion 2 hätten sie aber auch Befugnisse für dieses Verhör und würden es nicht nur führen, weil ein MiPo-Offizier uns aus Kulanz mit dem Gefangenen sprechen lässt", lachte Nick auf, "Gehen wir wieder rein und schauen, was er zu unserem Angebot zu sagen hat."
Erneut betraten sie den Verhörraum, in dem Kyle geduldig wartete. Er schien sich nicht einmal bewegt zu haben, seit sie ihn verlassen hatten. Ob das ein gutes Zeichen war, dass er über ihre Worte nachgedacht hatte?
"Wir haben ihnen ein Angebot zu machen, Kyle", erklärte Nick, "Wir setzen uns bei den verantwortlichen Stellen dafür ein, dass man sie frei lässt, sofern sie zuvor einwilligen, eine umfassende Untersuchung durch unsere Mediziner über sich ergehen zu lassen, sich Gewebeproben entnehmen lassen und die Fragen der Wissenschaftler beantworten. Ich kann nicht versprechen, dass man dies bewilligt, aber es ist zumindest einen Versuch wert. Was sagen sie dazu?"
Lange sah der Gefangene Nick mit nachdenklichem, traurigem Blick an. "Solange ich nichts schriftliches von ihren Vorgesetzten in den Händen halte, dass man mich gehen lässt, sage ich kein Wort", antwortete er schließlich, "Über alles andere lässt sich reden. Aber gut, versuchen sie es zumindest einmal. Ich habe wenig dazu zu verlieren."

"Das ist akzeptabel. Wir werden sehen, was sich tun lässt."
Im Grunde war Myra mit diesem Ausgang nicht zufrieden. Aber mehr würden sie aus Kyle nicht heraus bekommen. Um alles weitere würde sich andere Leute kümmern müssen. Die hatten dann auch die entsprechenden Berechtigungen. So unvorbereitet in ein Verhör zu gehen war nicht gerade angenehm, aber da ließ sich nichts machen. Kyle machte das ganze sicherlich auch wenig Spaß, auch wenn er natürlich als Person nicht wichtig war.
"Stellen Sie nichts Dummes an, bis Sie eine Antwort haben, Mr. Kyle. Es kann Ihnen nur nützen der wissenschaftlichen Abteilung ein wenig mehr Geduld zukommen zu lassen, wie schwer es auch sein mag. Nach Ihnen, First Sergeant."

Der "Einsatz" für Kyles Freilassung bestand darin, dass Nick dem wachhabenden Offizier, Hawthorne, in knappen Worten von ihren Verhör und dem Angebot, auf welches der Gefangene sich mutmaßlich eingelassen hatte, berichtete. Alles andere lag damit nicht mehr in ihrer Hand. Die Militärpolizei und der wissenschaftliche Dienst würden nun schon entscheiden, wie sie weiter verfahren mochten. Es ergab keinen Sinn, weiter oder an höherer Stelle auf eine Umsetzung des Plans zu insistieren. Damit machte man sich nur erstens Arbeit und zweitens Feinde. Das war dieser schrullige Ödländer nicht wert. Was sie versprochen hatten, das hatten sie getan. Mehr konnte niemand erwarten.
"Ein unangenehmer Zeitgenosse", stellte Nick Langfield gegenüber auf dem Rückweg in die Quartiere fest, "Aber irgendwie kann ich ihn auch ein wenig verstehen. Ist sicher hart für ihn, was er in letzter Zeit alles durchmachen musste."

"Natürlich ist es das. Aber verschwenden Sie kein Mitleid an eine solche Person. Wir müssen nur bewirken, dass er der Unity nützt, alles weitere ist irrelevant. Wenn die Lösung für ihn auch akzeptabel ist, ist das nicht mehr als ein netter Bonus", merkte Myra an, die weiterhin Fendring als Senioroffizier die Türen aufhielt. Es gab schließlich eine Rangordnung, die gewahrt bleiben musste.
"Ich werde im Quartier rasch ein Protokoll anfertigen. Mehr allerdings müssen wir nicht tun, meinen Sie nicht auch?"
Tatsächlich näherten sie sich bereits dem Quartier der Recon, wo Myra Fendring erneut die Türe aufhielt. Es war immer noch irgendwie seltsam, dass die Tür ihre Dienstkarte erkannte. Naja, rein technisch gesehen war sie noch bei der Sektion 2. Die ging auch professioneller vor, wobei Myra zugeben musste, dass die ganze Geschichte mit Westerfeld anscheinend ein Einzelfall war. Und es hoffentlich bleiben würde.
"Nach Ihnen."

"Tun sie sich keinen Zwang an, Lieutenant, wenn sie denn gerne schreiben möchten", erwiderte Nick und trat in die Quartiere ein, die offen gehaltene Tür mit einem dankbaren Nicken quittierend, "Aber ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Zum einen waren wir ja vollkommen inoffiziell da. Wir haben den Kerl nur besucht, nicht im Namen der Unity verhört. Und zum anderen können sie davon ausgehen, dass der Raum ohnehin abgehört wurde. Was wir da gesprochen haben, haben die bei der MiPo jetzt auch auf ihren Festplatten. Insofern: kein Grund für einen Bericht." Er steuerte zielstrebig auf die Kaffeemaschine zu und ließ sich die nächstbeste Tasse mit heißer, schwarzer Plörre volllaufen. "Aber wie gesagt: wenn sie gerne schreiben, dann nur zu."

Natalia hatte lediglich genickt bevor sie zurück zu ihrer Mutter und Schwester gegangen waren... die restlichen Gespräche verliefen angenehmer. Die eher üblichen Fragereien, dabei war ihre Schwester ganz besonders neugierig gewesen wie bis jetzt ihre Arbeit bei dieser neuen Einheit ausgesehen hatte.
All zu genaue Details konnte sie ihr nicht liefern, doch es schuf allgemein ein besseres Gesprächsthema als das Vorhergehende. Schließlich endete aber dann auch dieser kleine Kaffeeklatsch, Natalia hatte auch allgemein keine Lust darauf so lange hierzubleiben bis ihr Vater Nachhause kam. Sie wollte momentan nicht mit ihm reden...
Schließlich ging es zurück in das Quartier im Militärblock, der Offizierin taten langsam die Füße weh. Sie hatte noch immer die Schuhe des militärischen Anzuges an... sie würde sich Neue kaufen müssen, die Schuhe drückten auf Dauer einfach zu sehr in der Seite.
Die Tür des gewohnten Quartiers öffnet sich automatisch, dabei hielten sich Fendring und Langfield im Wohnbereich auf und waren anscheinend auch noch auf den Beinen.
"Abend ihr Zwei. Auch noch wach? Was habt ihr so gemacht?", fragte sie beim Eintreten und setzte sich erst einmal an den Tisch bevor sie umgehend die Schuhe auszog, am Boden liegen ließ und etwas die Zehen bewegte.

Sie waren noch nicht lange gesessen, da öffnete sich die Tür des Quartiers erneut und First Lieutenant Cavin trat ein – gefolgt von dem wieder der Einheit beigestellten Westerfeld. Nicks Miene verdüsterte sich beim Anblick des Letzteren, doch er ließ sich nicht dazu hinreissen, die Rückkehr des Zivilisten zu kommentieren. Stattdessen berichtete er der First Lieutenant ausführlich von ihrem Besuch beim wissenschaftlichen Dienst und dem anschließenden Verhör des Ödländers. Es gelang ihm dabei sogar ganz gut, Westerfeld einfach zu ignorieren. Wenn man es darauf anlegte war es gar nicht so schwer. Er konzentrierte sich einfach auf Cavin. Ihre Meinung zu der Geschichte interessierte ihn. Schließlich war sie davon ebenso betroffen wie er selbst.

Natalia war derweil nochmal aufgestanden und hatte sich Milchpulver in Wasser angerührt, jenes in der Mikrowelle erhitzt und sich einen Kakao angerührt, derweil hörte sie nebenbei mit einem Ohr aufmerksam mit. Schließlich setzte sie sich wieder mit dem Heißgetränk und schlang beide Hände darum.
Der Ödländer den sie in der ersten Mission bei der Recon aufgegabelt hatten, Kyle hieß er wenn sie sich recht entsinnte... "Öhm... Wie kam es überhaupt dazu? Weil im Grunde geht uns das ja nichts mehr an, unser Job war damit ihn herzuschaffen getan...", warf sie als Frage ein.

Auch Eames bewies Talent darin, Leute zu ignorieren. Er behandelte Nick wie Luft, als er sich ein Bier holte und es zischen liess.
Dann setzte er sich hin und lauschte einfach mal dem Gespräch. Dazu musste er sich ja nicht auf Nick konzentrieren. Stattdessen blickte er auf ein Hochglanzmagazin über irgendwelche Militärthemen.

"Wir wurden von Dr. Eleonora Turner verständigt, die unseren unfreiwilligen Gast untersucht. Er...scheint immun gegen Strahlung zu sein. Ich bin kein Wissenschaftler und habe deswegen leider nicht verstanden, warum das so ist, aber es scheint die Wahrheit zu sein. Zumindest ist der wissenschaftliche Dienst davon überzeugt. Wir dachten es könnte nicht schaden zu erfahren, was er vorher getan hat und wo er war. Für den wissenschaftlichen Stab mag das nützlich sein", führte Myra die Antwort des First Leutnant ein weiter aus. Sie selbst hatte inzwischen eine weitere Tasse Kaffee in der Hand. Es war zwar schon ein bisschen spät am Tag, aber Kaffee ging schließlich immer.
"Was eine mögliche Nutzung dieser Entdeckung für die Unity bedeutet, sollte allen hier klar sein..."

Nick wusste auf Cavins Frage nur mit den Schultern zu zucken. "Dr. Turner hat uns verständigt und gemeint, wir, als die, die diesen Mann hierher gebracht haben, hätten ein Recht darauf, es zu erfahren", erzählte er schließlich, "Was wir damit anfangen sollen... keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ist nicht so, dass wir viel damit anfangen könnten, oder? Habe auch nicht alles von dem verstanden, was sie uns erzählt hat. Zu hohe Wissenschaft. Das wäre höchstens etwas für den Doktor. Wo ist der überhaupt abgeblieben?"

Einige male vorher über die die Oberfläche des heißen Getränks in ihrem Becher pustend, trank sie schließlich vorsichtig davon um sich nicht die Zunge zu verbrennen. Immun gegen Strahlung also? So so... Auf die Frage wo der Doktor sein könnte, zuckte sie lediglich mit den Schultern. "Keine Ahnung wo der ist... legt eine Spur aus Kartoffelchips hier her und er wird schon auftauchen.", meinte sie und stellte ihren Becher mit Kakao vorerst wieder ab.
"Und was soll uns die genau Analyse über diesen Ödländer bringen? Klar, es hört sich interessant an... aber uns kann es doch egal sein, nicht? Und was eine mögliche Nutzung dieser Entdeckung für die Unity bedeutet ist wohl wirklich klar... damit haben wir jemanden der ganze ohne Schutzanzug, nur mit einem Top und in Hotpants die verstrahlten Abwasserkanäle der Washingtoner Innenstadt mit einer Zahnbürste ausputzen kann. Finde ich gut...", sprach sie mit einem Schmunzeln. "Das Oberkommando hat noch nichts von sich hören lassen wie es jetzt aussieht, oder?"

"Bisher nicht", bestätigte Nick, nur um sogleich einzuschränken, "Aber wir sind auch erst seit fünf Minuten wieder hier und hatten noch keine Zeit, zu überprüfen ob jemand versucht hat, uns zu kontaktieren, während wir weg waren. Eigentlich dachte ich, dass Snyder hier die Stellung gehalten hätte." Aber von diesem hatten sie auch noch kein Lebenszeichen erhalten, seit sie wieder hier waren. Wobei, das musste nichts heißen. Vielleicht schlief er gerade. Oder saß einfach nur auf dem Scheißhaus. Wobei es bei der latent soziopathischen Natur des Doktors wahrscheinlicher war, dass er sich irgendwo in einem Schrank eingeschlossen und mit einer Dosis von irgendeinem experimentellen Scheiß weggeschossen hatte.
"Ich sehe mal eben nach...", verkündete Nick, leerte seine Tasse und stand auf um gemächlich zum Kommunikatordisplay hinüber zu schreiten. Mal sehen, ob es irgendwelche Nachrichten in Abwesenheit gab.

Natalia nickte lediglich und zog die auf dem Tisch liegende militärische Zeitung zu sich heran um etwas darin zu blättern. Kurz darauf öffnete sich die Tür des Quartieres, konnte ja vielleicht der Doktor sein welcher auch mal wieder zu ihnen dazu stolperte.
Doch da schien sie sich zu irren, denn im nächsten Moment stand sie von ihrem Platz auf... Der Besucher hob aber lediglich beruhigend die Hand. "Immer mit der Ruhe und setzen sie sich wieder.", sprach Colonel Enlay und trat etwas näher an den Tisch heran.
Die First Lieutenant hatte nicht damit gerechnet, dass um solch eine Uhrzeit noch ein Besuch des Colonels anstehen würde. "Guten Abend, Colonel Sir.", grüßte Natalia als sie sich wieder setzte. Nolan Enlay nickte einfach bevor er die Arme hinter dem Rücken verschränkte und zu Eames schaute. "Westerfeld? Wie geht es ihnen mittlerweile?", fragte er.

Snyder war gerade schwer verpeilt aus dem Bett gekrochen, nach einem mehrstündigen Horrortrip auf dem Pilzsekret. Es ging ihm nicht gut, gar nicht gut. Also ein Bier trinken. Als er in den Gemeinschaftsraum kam, war er beinahe froh, in seinen verschwitzten Pullover und Jeans gekleidet zu sein, da Enlay da war. Er seufzte, setzte sich wortlos an den Tisch, und stützte seinen schweren Kopf auf die Ellenbogen. Wie er aussah - wohl nicht all zu gut - war ihm schon klar, aber irgendwie fand er die Situation auch amüsant. Da war dieser Militärheini, und er war schwer drauf, oder kam gerade runter. Naja. Bier war wohl jetzt nicht drin, also würde er sich später einen Kaffee holen. Aber erstmal zuhören.

Das war ja jetzt echt nicht wahr?
Was machte der denn um diese Uhrzeit noch hier?
"Guten Abend, Sir", grüsste auch Eames Enlay, blieb aber sitzen. Er fand es nicht wirklich gut, jetzt Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein und sich gezwungen zu sehen, diese Frage auch noch mit der Wahrheit zu beantworten.
"Nun ... Erlauben Sie mir eine Gegenfrage: Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie gezwungen werden, die Anwesenheit derer zu ertragen, welche die Teamatmosphäre erheblich vergiftet haben? Es ist nicht sonderlich angenehm. Aber ich werde mich bemühen, mich damit zu arrangieren."

"Ich hoffe doch sehr, dass sie damit nicht das sagen wollten, wonach es eben klang und diese Anschuldigung nicht gegen mich gemünzt war", grollte Nick, der beim Eintreten des Colonels ebenfalls aufgestanden war und Haltung angenommen hatte, in Westerfelds Richtung. Nicht, dass er sich irgendwelchen Illusionen hingab. Westerfeld und er würden keine Freunde mehr werden, nicht, nachdem er ihn hatte vor Gericht bringen müssen. Aber dass der Zivilist einen Streit darüber in Anwesenheit ihres Vorgesetzten vom Zaun brechen musste, das war nun wirklich der Gipfel der Unverschämtheit. Der Kerl besaß wirklich keinen Funken von Anstand! Was sollte Enlay nun von der Einheit halten? Nick hätte die ganze Angelegenheit viel lieber intern gehandhabt. Nun hingegen war der Colonel quasi zum Handeln gezwungen. Aber was sollte er schon groß tun? Mit ein bisschen Glück würde er den Zivilisten aus der Outcast Recon entlassen, aber auch diesbezüglich gab Nick sich keinen Illusionen hin. Nicht nach dem Urteil des Gerichts.

Der Colonel schaute zwischen Westerfeld und First Sergeant Fendring kurz hin und her, bevor er sich ein wenig räusperte. "Wissen sie Westerfeld... ich bin schon fast mein ganzes Leben beim Militär. Habe mit unzähligen Leuten zusammen gekämpft und gearbeitet. Manche davon mochte ich, nannte sie Freunde und mache das immer noch, andere wiederum konnte ich nicht ausstehen und auch umgekehrt. Aber egal ob man sich nun leiden konnte oder nicht, wenn es darauf ankam, dann passte man aufeinander auf. Das macht ein Team im Einsatz aus. Also wenn sie mich fragen wie es mir gehen würde wenn ich dazu gezwungen wäre die Anwesenheit solcher zu ertragen, wobei ich sicherlich schon öfters in solchen Situationen war als irgendein anderer der hier Anwesenden, dann würde ich es ertragen... es aushalten. Was bleibt ihnen jetzt schon noch anderes übrig?", mit diesen Worten formte er zugleich ein zuversichtliches, leichtes Schmunzeln. "First Sergeant Fendring hat lediglich seinen Job gemacht... das nicht zu melden hätte in gewissem Maße gegen seine Dienstvorschriften verstoßen. Natürlich sollte das ein Team wie dieses eher unter sich ausmachen, aber es ist eben wie es ist. Allerdings gehe ich auch davon aus, dass sich First Sergeant Fendring einer gewissen Verantwortung bewusst ist und sich trotzdem bemühen wird sich mit Herrn Westerfeld zu arrangieren?", lenkte Enlay die Frage in Richtung des First Sergeant und schaute dabei in seine Richtung.