Ashbornes Fluch - [MSG]

Unbeeindruckt stellte sich Nehaya hinter dem gefangenen Jungen auf, der sich ängstlich umsah. Immer wieder fiel sein Blick dabei auf Untier. Schließlich richtete er seinen Blick auf Maya, den er als seine Verhörmeisterin einschätzte.
"Bitte... Ich weiß, dass es so aussieht, als wäre ich das Phantom... Aber... aber das stimmt nicht!" Wieder rutschte sein Blick auf das hundeartige Wesen. "Es.. es ist alles nur ein dummer Zufall... Ich wollte mit die Dame nur... ausleihen. Ja, genau, ausleihen."
Seine Stimme wirkte hysterisch und es klang mehr nach dummer Ausrede, als nach der Wahrheit. Nehaya jedenfalls glaubte dem Kerl kein Wort.

Nach einer Weile schien sich Lefion wieder gesammelt zu haben. Er räusperte sich und ein Teil seiner Arroganz kehrte zurück.
"Ich weiß nicht, was das für ein Zauber ist, der diese Frau bewusstlos gemacht hat, solche Zauber sind unter meiner Würde. Aber es dürfte nicht lange dauern, bis sie wieder erwacht. Sollte sie Schmerzen oder soetwas haben, so wendet Euch an meine Meisterin."
Er warf Twiska einen arroganten Blick zu, bevor er die Küche verließ und irgendwo im Haus verschwand. Fast zeitgleich mit seinem verschwinden zuckten die Hände der Heilerin, bevor Ciara schließlich blinzelnd die Augen aufschlug. Sie unterdrückte den ersten Impuls, sich aufzusetzen. Sie wusste, dass irgendetwas passiert war. Ihr Kopf fühlte sich an wie Watte. Liegenbleiben und sich umsehen war gerade sinnvoller, als sich aufzusetzen.

Maya betrachtete den Jungen und hörte sich seine Ausrede an, so seltsam und dumm sie auch war. Wenn der Junge das wirklich ernst meinte und es in seinen Augen auch wirklich normal war, war eindeutig etwas nicht mit ihm in Ordnung. Maya ging etwas in die Knie um auf Augenhöhe mit den Jungen zu sein, bevor sie langsam einen Dolch zog und dessen Spitze an die Magengegend des Jungen hielt.
„Also damit wir es richtig verstehen. Du wolltest die Frau nur Ausborgen? Du arbeitest auch nicht für das Phantom das Menschen in der Stadt entführt und anschließend ihnen das Gedächtnis raubt?“, begann Maya, während ihr Blick vor allem auf ihren Dolch lag und es aussah als würde sie eine Stelle zum zustechen suchen, „Dir ist doch sicher selbst bewusst wie sich das anhört oder?  Außer du hältst uns für wirklich dumm oder deine Sicht auf diese Welt ist ein wenig verdreht, in diesen Fall würde es dir auch nichts ausmachen wenn ich die Klinge meines Dolches in dir aufbewahre? Falls es dem doch nicht so ist, könntest du uns nun in Ruhe erzählen was du wirklich vorhattest?“

Unter seiner Würde...? Moment, was...? Auch dieser Blick welchen sie von diesem sterblichen Fleischsack zugeworfen bekam, unter anderen Umständen wäre dieses Früchtchen jetzt dran gewesen. Twiska fühlte sich an einer Grenze angekommen, ihr Hass auf diese Welt und jeden darin stieg momentan von Sekunde zu Sekunde.
Ihr Zorn rückte aber etwas in den Hintergrund als Ciara anscheinend wieder zu sich kam... Twiskas kalte Rechte ruhte immer noch auf der Stirn der Heilerin um ihr lindernde Kühle abzugeben. "Ich hoffe ihr habt gut geruht?", fragte die Quara und hob dann den Blick wieder. "Bleibt liegen solange bis ihr euch besser fühlt... ich denke ihr seid hier derweil in Sicherheit."

Ein wenig irritiert sah die Heilerin Twiska an.
"Wo... bin ich? Was ist passiert?", fragte sie mit schwacher Stimme.
Alles, was sie von ihrer Position aus erkennen konnte, war, dass sie in einem Raum lag. Da vorne irgendwo war ein Fenster, auf der anderen Seite eine Tür... Worauf lag sie? Es war hart und unbequem...

Verunsichert starrte der Junge Maya weiter an, bevor er plötzlich grinste. Es sollte wohl überlegen aussehen, doch die Angst in seinem Blick ließ es eher wie ein Knurren wirken.
"Ihr könnt mich nicht töten. Das wäre Mord. O-oder Folter. Das ist strafbar... Un-und tot bring ich euch auch nichts... Ihr braucht mich lebend..."
Flüchtig glitt sein Blick wieder zwischen Kor, Maya und Untier hin und her. Er hoffte, sie erkannten die Logik hinter seinen Worten. Plötzlich jedoch erhob Nehaya das Wort, während sie vor ihn trat und ein wenig in die Hocke ging, um auf seiner Augenhöhe zu sein.
"Mach dir nichts vor, Junge. Du weißt, wer ich bin, nicht wahr?"
Er zögerte, bevor er nickte.
"Ihr seid Kendris Crowlin..."
Sie lächelte sanft.
"Dann weißt du auch, was sie über mich sagen. Dass ich mit schwarzer Magie experimentiere. Glaubst du, so jemand macht Halt davor, jemanden zu foltern? Ich könnte deinen Kopf manipulieren, dass du mir sagst, was ich wissen will. Und das würde weh tun. Außerdem kenne ich mich mit Nekromantie aus. Wir könnten dich töten und dann wiederbeleben und damit verhindern, dass deine Seele jemals Frieden findet. Und wir könnten dich dann weiter Foltern."
Während sie sprach klang Nehayas Stimme freundlich und weich. Der Junge starrte sie entsetzt an, während sie sich erhob und hinter Maya stellte. Die Magierin war sich sicher, dass es nur noch einen kleinen Schubs von Maya oder Kor in die richtige Richtung brauchte und der Kerl würde ihnen alles sagen, was sie wissen wollten. Er war ein Feigling und die Aussicht, hier doch noch lebend herraus zu kommen, konnte seine Zunge vielleicht lösen.

Nach kurzer Zeit nahm Twiska ihre Hand wieder weg, Ciara würde sich von dem Schlag auf den Kopf schon erholen... momentan war es vermutlich die Orientierungslosigkeit welche ihr zu schaffen machen musste. "Eine gute Frage... in der offensichtlichen Küche der Unterkunft einer... Dame... welche mir nicht bekannt ist. Sie war in euren kleinen Ausflug am Ende in gewisser Weise involviert.", erklärte sie ihr, bevor sich die Quara zu der Heilerin auf die Platte des Tisches setzte.
"Es ging recht schnell... euer Entführer wurde aber ebenso schnell wieder aufgehalten. Dann folgte die Einmischung von zwei anderen... Bekanntschaften... Im Anschluss landetet ihr hier, wo sich um die Wunde an eurem Hinterkopf gekümmert wurde. Tja, willkommen zurück."
Ach hätten sie bloß ihr den Sterblichen überlassen... aber anscheinend war das ihr Fluch seitdem sie hier in dieser jämmerlichen Welt war, kein bisschen Spaß wurde ihr gegönnt.

Twiskas Erklärung trug nicht wirklich dazu bei, das die Heilerin verstand, was passiert war. Eine Dame? Sie sah außer der Quara niemanden hier. Entführer? Bekanntschaften? Wunde am Hinterkopf? Letzteres veranlasste sie dazu, an eben diesen zu fassen - und überrascht die Hand zurückzuziehen, als ihre Finger eine dicke Schorfschicht berührten. Fragend sah sie wieder zu Twiska, doch sie brauchte kein Wort herraus. Stattdessen versuchte sie schließlich sich aufzusetzen. Ein wenig schwindelig wurde ihr, doch es ging.

Maya hörte der Magierin zu was sie den Jungen sagte und betrachtete die entsetzte Reaktion des Jungen. „Lebend brauchen wir dich gar nicht“, begann Maya mit einen leicht finsteren Lächeln, „Es sei du hast etwas was du uns erzählen möchtest. Wenn du schweigst, müssen wir annehmen dass du nichts Wertvolles weißt und dann wäre es wohl auch nicht nötig dich leben zu lassen. Falls du glaubst es wäre Mord, nun mach dir keine Sorgen, es wird so aussehen als hättest du dich gewehrt als du die Frau entführt hast und bist so ums Leben gekommen.“
Dabei lächelte Maya weiterhin leicht finster, während die Spitze ihres Dolches über die Brust des Jungen strich. Es wirkte als würde sie jeden Moment zu stechen.

Ohne sich vom Fleck zu bewegen schaute die Quarafürstin der Heilerin zu, während jene Anstalten machte sich aufzusetzen. "Schön langsam jetzt... nicht das ihr wieder am Boden landet.", meinte Twiska, bevor ihre Augen zur Seite wanderten und sie so aus den Augenwinkeln die Tür im Blick hatte. "Sobald ihr euch halbwegs dazu in der Lage fühlt, sollten wir uns vielleicht einmal umsehen... der Sterbliche welcher euch entführen wollte ist hier auch irgendwo."
Ihr sagte dieser Ort nicht wirklich zu... immer wieder vernahm sie den dezenten Geruch von Magie der sterblichen Sphäre. Immerhin hatte man sich hier um Ciara kümmern können. Bitte...? Umgehend schüttelte Twiska diesen lächerlichen Gedanken wieder ab.

Genervt holte Kor einen Armbrustbolzen aus dem Köcher und nahm seine Armbrust aus der Ecke. Aus einer Tasche förderte er ein Stück Holz zutage, das seltsamerweise mit Bissspuren geschmückt war. Es schien sich hauptsächlich um menschliche oder elfische Gebissabdrücke zu handeln.
"Lasst mich einmal", forderte der Elf und schob Maya sanft beseite. Dem Jungen wurde das Holz zwischen die Zähne gerammt und mit einer Lederschnur hinter dem Kopf befestigt. Kor hielt den Armbrustbolzen mit der linken fest, während er mit der rechten ausholte, um den Griff der Armbrust auf den Bolzen zu rammen. Danach hatte noch jeder geredet.

Nehaya verzog das Gesicht. Diese Leute hatten offensichtlich wenig Ahnung von Verhören. Einschüchterung war natürlich ein gutes Mittel, aber alleine wirkte es nicht. Man musste dem Verhörten auch einen Ausweg bieten, eine Möglichkeit, zu entkommen, für die er nur seine Geheimnisse Preis geben müsste. Aber dieser Junge war mittlerweile derart eingeschüchtert, dass Tränen in seine Augen traten.
"Ihr werdet mich doch sowieso töten", sprach er und seine Stimme klang beinahe hysterisch, obwohl er bemüht war, Ruhe zu warten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Maya an, die sich direkt vor ihm befand. "Ob ich was sage oder nicht, ihr tötet mich, also sage ich lieber nichts!" Seine Ruhe zerbrach und die letzten Worte kamen mit deutlicher Panik in seiner Stimme.

Dass sie vorsichtig sein musste, brauchte Twiska ihr nicht zu sagen. Sie war Heilerin. Sie wusste, wie sie sich verhalten musste. Sie sah sich nocheinmal um, bevor sie langsam auf die Tür zuschritt.
"Dann sollten wir meinen Entführer vielleicht auf suchen... Es ist mein gutes Recht, immerhin hat er versucht mich zu entführen, nicht wahr?"
Sie sprach langsam, was darauf schließen ließ, das sie nicht ganz fit war, sich vielleicht sogar überanstrengte.

Twiska nickte lediglich und deutete dabei einen leichten Knicks an. "Selbstverständlich. Leider war es mir selbst nicht vergönnt, eurem Entführer meine berühmte Gastfreundschaft zu Gute kommen zu lassen.", meinte die Quara... und auch wenn in ihrer Stimme kein Sarkasmus lag, so konnte man sich jenen dabei eher dazu denken. Die Quara befand körperliche Folter eher als langweilig, außer Schmerz konnte man dabei nichts erkennen, es überdeckte jedes andere Gefühl und ließ keinen wirklichen Spielraum mehr... die Folter des Geistes und des Verstandes war um so vieles delikater.
Auf etwas Abstand folgte sie schließlich der Heilerin, jene Freuden würde ihr Ciara sicherlich nicht gönnen... diese ganze menschliche Güte würde sie irgendwann ohnehin den Kopf kosten.

"Ah, aber da liegst du falsch. Du wirst reden. Es ist nur eine Frage des wann", korrigierte Kor mit der Einfühlsamkeit eines Vorschlaghammers. Der Elf steckte den Bolzen wieder weg und ging zu seinem Rucksack, der hinter dem Jungen lag. Aus dem Rucksack holte er einige Phiolen hervor und stellte sie auf den Tisch hinter dem Jungen. Es war das Klirren von aneinander stoßendem Glas zu hören. Seit einigen Jahren beschäftigte er sich mit der Alchemie. Dabei interessierten ihn vor allem jene Gifte, die es ihm leichter machten seine Kopfgelder einzustreichen. Dazu gehörten Steinsaat, ein Paralyse-Gift, und Drachenfeuer, ein Gift das vor allem unerträgliche Schmerzen bereitete. Natürlich kam es auch dabei auf die Dosierung an. Prüfend griff Kor nach der Phiole mit dem Drachenfeuer.
"Mit Eurer Erlaubnis, meine Damen?"
Der Elf hielt den beiden anwesenden Frauen die Phiole entgegen, deren Etikett einen sich windenden Drachen zeigte.

Irgendwie belustigte die Situation Nehaya. Die Beiden waren zu ihr gekommen, weil sie verdächtigt wurde, nicht ganz Gesetzeskonform zu handeln. Nun aber waren es ihre Gäste, die den Jungen folterten. Schweigend sah sie zu Maya, als es an der Tür klopfte.
"Ja bitte?", erwiderte sie die Aktion, während ihr Blick von der ehemaligen Kommandantin zu der Heilerin und der Quara wanderte, die in diesem Moment den Speisesaal betraten.
Der Junge im Stuhl wimmerte etwas, als er die Beiden ebenfalls sah. Er hatte offensichtlich mit seinem Leben abgeschlossen. Der Anblick der zusammengekauerten Gestalt erschreckte Ciara. Was taten diese Leute mit ihm? Machten sie ihm solche Angst, das er allein den Anblick zweier Frauen schon fürchtete? Sie atmete tief durch, bevor sie sich an die drei Verhörer wandte.
"Ich möchte gerne mit ihm reden", meinte sie, mit ein wenig zittriger Stimme, der man die Nachwirkung des Bewusstlosigkeitszaubers anhörte. "Alleine", fügte sie selbstsicherer und mit Nachdruck in der Stimme hinzu.