Herz von Ranequia - MSG

Sie hatte es im Vorfeld bereits vernommen und für gewöhnlich hätte sie sich nicht daran gestört, wenn sich einer der anderen Götter am Herzen aufhielt...
Zurana selbst hatte schon so oft davor gekniet und nachgedacht, gewartet ob es ihr irgend eine Eingebung bescheren würde... doch es schwieg, zu ihnen allen.
Doch sie vernahm nicht nur einen Gott, der sich am Herzen aufhielt... doch sie konnte nicht sagen wer oder wie viele es ihrer ehemaligen Gruppengefährten waren. So betraute sie ihre treue Camora mit neuen Aufgaben, bevor sie sich ebenfalls auf dem Weg zum Herzen machte... sie wollte wissen, was dort los war... und sichergehen, dass alles seine Ordnung hatte. Schließlich handelte es sich immer noch um eine Unregelmäßigkeit...
Im Stillen erreichte die Göttin der Asche die versiegelten Hallen des Herzens, selbst jetzt konnte sie nicht genau sagen, wie viele andere Unsterbliche sich dort aufhielten... Mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt, trat sie aus dem Schatten hinter einer steinernen Säule hervor und blickte zum Herzen.
Gizo... Sanel... und Shera... eine wohl eher unübliche kleine Zusammenkunft.
"Herzblut... Herzfeuer...", flüsterte sie in einem kurzen Anflug von geistiger Umnachtung. "Was führt euch alle hier her...?", fragte sie schließlich die drei anwesenden Unsterblichen.

"Ich bin mir sicher, dass Nartuuk auch so schon genug um die Ohren hat", wehrte Gizo ab, der seinen Handwerkskollegen nur sehr ungern stören wollte. Nartuuk schien sehr beschäftigt gewesen zu sein und bis auf einen kleinen Schreck waren doch keine Unannehmlichkeiten entstanden.
"Das mit dem Getreide und der Seidenfarm tut mir schrecklich leid. Ich kaufe in den Ländereien dort meine Seide. Eignet sich hervorragend für Bogensehnen. Aber ich sehe da keinen Zusammenhang. Die Gebiete liegen doch viel zu weit auseinander. Das müssten schon weit vernetzte Verschwörer sein, die sich da gegen uns verbandelt haben."

Als die Göttin der Asche sich zu ihnen hinzu gesellte, winkte Gizo freundlich und zuckte dann mit den Schultern.
"Shera und Sanel waren schon hier. Ich bin grade erst ablebensbedingt dazu gekommen. Ihr macht euch alle viel zu viele Sorgen, wirklich."

Der abgeschlagene Kopf des Drachen erwartete Golnyr am Rand des Weihers, dort, wo er ihn zurück gelassen hatte. Sonst jedoch war der neue Schrein verlassen. Die Dorfbewohner waren wohl zurück gekehrt zu ihrem Gram und ihren Sorgen, zu sehr beschäftigt, als dass sie die Muße zum Beten und Verehren des Gottes gehabt hätten. Und seine Jäger waren zweifellos ausgezogen um Wild aufzutreiben, mit dem sie das Dorf durch den Winter bringen konnten. Golnyr machte sich nichts daraus, dass allein die tote Bestie ihn empfing. Er war schon immer ein Einzelgänger gewesen, sich selbst genug Gesellschaft. Manche Kreaturen jagten im Rudel. Aber die Mächtigsten jagten stets allein.
Diese Jagd jedoch, das fühlte er, würde anders werden. Hierbei benötigte er Hilfe. Er konnte jeder Fährte folgen, die er einmal aufgenommen hatte. Aber zuerst musste er eine solche finden. Wo also anfangen? Wie sollte er von dem verdorbenen Korn auf auf den Verursacher schließen. Selbst wenn Zurana in der Lage wäre, ihm etwas über die Magie zu sagen, die hier am Werke war, so wäre dies doch nur ein erster Schritt. Es würde zahlloser weiterer bedürfen, ehe er seine Beute stellen konnte. Und diese Jagd würde wenig mit dem animalischen Verfolgen des Drachens zu tun haben, den er in der Kunst eines Raubtiers erlegt hatte. Hier würde er all die Weisheit seiner menschlichen Seite benötigen. Es wäre besser, wenn er sich alsbald wieder unter Volk begab, bevor seine animalische Seite erneut an Kraft gewann.

Es überraschte und freute Viola, als Zurana ebenfalls am Herzen auftauchte, zumal sie nicht über den gleichen Weg wie Gizo gekommen war. Doch als der Goblin wieder begann, zu beschwichtigen, zog sie die Stirn kraus.
"Also, selbst wenn das alles nur dumme Zufälle sind, sollten wir trotzdem nachgucken, was vor sich geht", meinte Shera dann. "Lieber, wir sind ein wenig zu vorsichtig, als ein wenig zu unvorsichtig."
Sie sah die anderen an, in der Hoffnung, diese würden ihr zustimmen.

Nartuuk war viel zu beschäftigt, um irgendetwas davon mitzukriegen, dass sich seine Artgenossen gerade alle am Herz zu versammeln schienen. Oder er schenkte dem einfach keine Beachtung. Es gab Wichtigeres zu tun.
Er hatte beschlossen einen Schreiberling die Dokumente schreiben zu lassen. Die werte Dame hatte eine wunderbare ordentliche Schrift. Die würde das schon hinkriegen. Er selbst instruierte gerade seine Stellvertreter, worauf sie während seiner Abwesenheit so zu achten hatten. Er versprach dabei, spätestens bis zum Fest der Uhren wieder zurück zu kommen. Das Fest, wo man gemeinsam alle Uhren der Stadt wieder richtig stellte. Allerdings war das eher symbolisch, weil keine Uhr in diesem Reich auch nur eine Sekunde zu früh oder zu spät tickte

Erneut blieb ihr Blick am Herzen hängen, dabei dachte sie erneut daran, dass das öffentliche Interesse an diesem Artefakt bedenklich zunahm... Aber sei es darum, dieser Ort war mehrfach versiegelt und niemand könnte einfach so bis zu Herzen vordringen ohne bemerkt zu werden.
Schließlich wandte sie sich aber erneut an die anderen Unsterblichen.
"Ablebensbedingt dazu gekommen...? Wovon redest du da, Gizo?", fragte sie ein wenig verwirrt anmutend.

Sanel konnte nicht verstehen, wie Gizo den Mordanschlag so auf die leichte Schulter nehmen konnte. Passierte ihm das denn Öfters, oder wieso konnte er so einen schwerwiegenden Fehler sonst dermassen verteidigen, wenn noch nicht einmal bewiesen war, dass es sich wirklich um einen Fehler handelte.
Da er auf jeden Fall nicht der Meinung war, dass man da weiter investigieren sollte, sagte Sanel erst einmal nichts mehr dazu, sondern blieb wie ein Häufchen Elend an Ort und Stelle sitzen und schwieg.

"Ich bin gestorben. Ist ja nicht das erste Mal", antwortete Gizo, dem allmählich schwante, dass die anderen Anwesenden sich nicht davon abhalten lassen würden den Vorfall unter die Lupe zu nehmen. Das würde Nartuuk mehr Unannehmlichkeiten machen als Gizo ihm wünschte. Es war ja schon unangenehm gewesen wegen schnödem Geld bei ihm vorzusprechen.
"Aber ich merke schon, dass ich euch nicht davon abhalten kann das Ganze näher in Augenschein zu nehmen. Wenigstens haben wir es nicht weit, hm?"

"Zum Glück haben wir es fast nie weit", meinte Viola, bevor sie sich auf den Weg in Nartuuks Reich machte. Sie war noch nie auf den Riwathon-Inseln gewesen, geschweige denn in Aurunen. Doch wie alle Götter wusste sie instinktiv tief, wie sie über das Herz und die Schreine dorthin kam. Manchmal war es fast, als würden sich die Götter gegenseitig anziehen, als wollten die göttlichen Mächte wieder ein werden. Zumindest kam es Shera manchmal so vor.
Die kleine Göttin war daher sehr überrascht über die Ordnung und gleichmäßigkeit, die in dieser Stadt herrschte und die man bereits um den Schrein herum sehen konnte. Sie hatte gehört, das der Gott der Uhren einen Ordnungstick hatte, doch in diesem Ausmaß hatte sie sich das nicht vorgestellt. Allerdings gefielen ihr die Uhren, die man überall in der Stadt sehen und hören konnte. Ob sie auch eine Uhr würde haben können?
Geduldig wartete die Göttin der Freude auf die anderen Götter.

Zurana hob erneut kurz eine Augenbraue... dies war doch ein wenig... seltsam? Traf es jener Begriff? Wohl nicht ganz... schließlich schüttelte sie jedoch den Kopf bevor sie erneut das Wort ergriff. "Wenn du meinst es wäre als etwas solch Harmloses abzutun... dann vertraue ich persönlich auf dein Urteil, Gizo... allerdings...", dabei zögerte sie kurz als sich nun Viola plötzlich aus dem Staube machte, doch dann blieb sie in Gedanken kurz bei dem hängen was sie nun schon die ganze Zeit beschäftigte.
"Es... kommt mir vielleicht nur so vor... zu viel Zeit, nichts Nennenswertes... aber, es passieren nun so viele interessante Dinge in kürzester Zeit... und auch bedenkliche Dinge. Allein durch diese Versammlung... vielleicht sollten wir Ni... Medea einweihen.", schlug sie vor, was indirekt eine Aufforderung war, dass irgendjemand von ihnen dies übernehmen sollte.
Was vermutlich leichter gesagt als getan war, schließlich hatten sie Medea seit einem Jahrhundert nicht mehr gesehen und absolut nichts, an keinem Ort des Landes, von ihr gehört. Die Steine führten zwar zum Portal von Elysia, doch geöffnet hatte sich jene Pforte nie... Ob sich ihre alte Freundin überhaupt noch an sie erinnerte? Ob sie überhaupt noch existierte...?

Sanel sah wieder auf, als er Zurana so sprechen hörte. Erst wirkte er unentschlossen, dann jedoch raffte er sich mühselig auf die Beine und trat ein wenig näher zu ihr hin.
"Zurana, da bin ich vollkommen deiner Meinung. Natürlich können es lediglich dumme Zufälle sein, aber.. es ist mir einfach nicht geheuer. Vor dem Krieg damals hat auch alles nur mit kleinen Dingen begonnen, die anfangs niemand als zusammenhängend sah. Ranequia hatte uns als ihre Hüter und die Schützer des Landes erwählt.. Ich denke, es ist unsere Pflicht, wachsam zu sein."
Auch er erinnerte sich gut an Medea. Er hatte für sie genauso wie für die anderen Götter bei seinem Schrein eine Passage offen gelassen, doch hatte sie diese nie genutzt. Das Letzte, was man offiziell von ihr gehört hatte, war ihr Rückzug in den Untergrund, danach nur noch eine weile Gerüchte und inzwischen, nach der langen Zeit.. gar nichts mehr. Doch wenn jemand in ihrer damaligen Gruppe Erfahrung darin gehabt hatte, Geheimnisse aufzuklären, dann wohl sie. Und je länger er über die Göttin nachdachte, desto mulmiger wurde ihm. Was war, wenn sie sich gar nicht freiwillig zurückgezogen hatte? Zumindest die Botschaft des Kaisers hätte doch auch sie erreichen sollen. Seine Erinnerung, bröckelig und verschwommen wie sie war, konnte ihn trügen. Doch hatte sie damals nicht ein reges Interesse an politischen Dingen gehabt? Zumindest ihre Berufung hätte dies doch vorausgesetzt.
"V-vielleicht.. vielleicht solle wirklich jemand nachschauen gehen. Ein wenig Besuch würde ihr bestimmt auch gut tun nach der langen Zeit, nicht? Und danach treffen wir uns uh.."
Wo war eigentlich Shera auf einmal abgeblieben?

Zurana zeigte ein leichtes Schmunzeln und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor sich ihre Mimik wieder ins Neutrale wandelte. "Ja... vielleicht sollte das wirklich jemand tun.", sprach sie und machte mit gesenktem Blick ein paar Schritte.
Es plagte sie... der Gedanke daran Nika nach so langer Zeit erneut in die Augen zu blicken, sie fürchtete sich davor was aus ihr geworden sein könnte. Sie war eine gute Freundin gewesen, doch dann hatte sie alle von ihnen mit Argwohn betrachtet und ihnen allen so den Rücken gekehrt. "Ich... hätte vorher noch etwas Wichtiges zu erledigen bevor wir uns treffen. Ich wäre dir dankbar, wenn du das übernehmen könntest... Sanel.", bat sie ihn und verbarg somit ihre wahren Beweggründe... sie wollte nicht darüber sprechen.

"Natürlich. Ich werde es gleich erledigen und dann nachkommen", versprach Sanel ihr, ebenfalls ernst, aber für den Moment tatsächlich entschlossen. Sie hatten alle viel zu lang geschlafen, jetzt war nicht die Zeit, sich erneut hinzulegen, egal wie schwer es fiel. Irgendwie war es ja tatsächlich auch ein schönes Gefühl, nach der langen Zeitspanne wieder so vielen bekannten Gesichtern zu begegnen. Leuten, die dasselbe durchmachen mussten.
"Wir.. sehen uns in dem Fall später", verabschiedete er sich von ihr, ehe er zu Gizo sah und kurz beinahe ein wenig ratlos innehielt.
"Ähm.. pass auf dich auf", brachte er letztendlich hinaus, ehe er durch das Portal zurück nach Hause ging. Schon nur der Anblick der heimatlichen Gefilde löste in ihm eine unglaubliche Schwermut, beinahe schon eine Paralyse aus. Doch der Gedanke an sein Versprechen gegenüber den anderen, hielt ihn. Er ging zurück zu seinem Haus und wusch sich leicht, ehe er noch frische Kleidung anzog und die Haare und Federn ein wenig zurechtstrich. Medea war immerhin als die Göttin der Makellosigkeit bekannt, da wollte er nicht ungepflegt wirken.
Er holte sich aus dem Garten noch einige schöne, weisse Blumen, Nelken, und steckte sie zusammen als Begrüssungsgeschenk für die Göttin, ehe er erneut zum Schrein ging und Medeas Palast als Zielort erwählte. Blumen, gerade welche in einer Farbe, welche Reinheit und Unschuld bedeuteten, würden die junge Göttin bestimmt freuen. Insofern das Tor überhaupt geöffnet sein würde.

All dieser Trubel welcher an der Oberfläche zu passieren schien, natürlich bekam sie es mit... auch wie sich einige der anderen Unsterblichen am Herzen aufzuhalten schienen, doch die Göttin der Makellosigkeit war wie immer viel zu sehr mit ihren eigenen Projekten und Interessen beschäftigt, als dass sie sich in irgend einer Art und Weise dafür interessiert hätte...
Medea war in tiefster Meditation versunken und ruhte auf dem Boden kniend, mitten in der Halle von Cael, einem nahezu vollständig leeren großen Raum durch welchen ein stetes leises Wispern drang. Die Göttin bemerkte wie sich jemand den Pforten ihres Reiches näherte, daraufhin schlug sie langsam die Augen auf...
Sie konnte nicht sagen wer es genau war, doch handelte es sich ganz klar um einen Unsterblichen. Es war sehr lange her, seitdem ein anderer Gott es versucht hatte sich den Grenzen von Elysia zu nähern... Es hätte wohl sehr zu ihr gepasst, hätte sie es einfach ignoriert und den Eintritt verweigert, doch irgendwie machte es Medea neugierig...
Ein anderer Unsterblicher tauchte hier auf nach einer kurzen Versammlung am Herzen...?
So öffnete sich das Portal nach Elysia einen Liedschlag darauf und gewährte ihrem Besucher den Eintritt... Medea selbst verließ die Halle von Cael über eines der kleinen magischen Portale und fand sich in der großen Eingangshalle ein, wobei sie sich in der Mitte erneut abkniete, die Augen schloss und in Gedanken bereits einen der fliegenden verzauberten Apparate zu ihr rief, welche abgestellt waren zur Säuberung Elysias...

Erst wirkte es beinahe so, als ob die Zufahrt geschlossen bleiben würde. Doch dann reagierte das Portal und schon stand der Gott der Leere in einer strahlend weissen Halle. Es sah so alles so herausgeputzt und perfekt aus, dass er wohl eine Operation auf dem Boden durchführen und mit den Organen noch eine Runde Crossboule hätte spielen können, ohne das Risiko einer Infektion auszulösen. Und dieser Gedanke war ihm irgendwie gruselig und unangenehm zugleich.
Sanel atmete tief durch - selbst die Luft wirkte sauberer als an anderen Orten! - und fasste sich kurz an seinen Glücksbringer, ehe er die Treppe hinauf in die Eingangshalle schritt. Medea wartete schon auf ihn. Sie hatte sich verändert, sie alle hatten sich auf eine gewisse Art und Weise verändert, die einen mehr, die anderen weniger. Und doch konnte man noch gut Nika Batori in der Göttin erkennen, das Bild der ehemaligen Mitstreiterin flackerte für einen Augenblick hell in Sanels Kopf auf, als er sie da so sitzen sah. Es war schön, sie gesund und unversehrt zu sehen.
Er trat bis an die oberste Treppenstufe, ehe er sich dort hinkniete und ihr ins Gesicht blickte, selbst wenn sie die Augen geschlossen hatte.
"Medea, es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Beinahe solange sogar, dass ich Nika das letzte Mal gesehen hatte. Ich hoffe, dir ist es gut ergangen in der Zeit?"

Sie konnte es spüren, dass ein anderer Unsterblicher sich nun in ihrem Reich befand und ihr näher kam... doch Medea machte keine Anstalten sich von ihrem Platz weg zu bewegen. Selbst als er vor ihr zu sein schien und begann zu sprechen, so verharrte die Göttin der Makellosigkeit und lauschte stattdessen den Worten...
Es war lange her... und nach so langer Zeit geriet vieles in Vergessenheit, sie glaubte jedoch diese Stimme wieder zu erkennen... doch sie konnte sich auch irren.
So machte Medea ein interessantes Spiel für sie selbst daraus, behielt ihre Vermutung für sich und hielt weiterhin ihre Augen ganz entspannt geschlossen.
Innerlich zuckte sie jedoch ein wenig zusammen, als er ihren alten sterblichen Namen erwähnte... sie hatte ihn sehr lange nicht mehr gehört... und sie hatte ihn erfolgreich verdrängt.
Nach den Worten des anderen Gottes folgend schwieg sie jedoch... kurz darauf erklang jedoch ein bekanntes Geräusch, als sich eines der kleinen fliegenden Konstrukte näherte. Eine kleine verzauberte Drohne, welche von nicht mehr als einem Stein magischer Energie zusammen gehalten wurde.
Nahezu ein wenig neugierig wirkend näherte sich das kleine Konstrukt dem anderen Gott, bevor es ihn umschwebte und seine Kleidung vorsichtig via Gravitation von Staubpartikeln und anderem kaum bis nicht sichtbarem Schmutz befreite.
"Keine Sorge... es macht dich lediglich etwas... sauberer...", erklärte sie mit unveränderter Miene. "Was führt dich zu mir...?", fragte sie kühl, die Augen weiterhin geschlossen.

Sanel fand die Prozedur mit der Putzdrohne unglaublich seltsam und auch ein wenig beleidigend, da er sich ja selbst auch schon mehr als genügend sauber gemacht hatte. Jedoch ging er nicht weiter darauf ein. Das hier war Medeas Reich und wenn sie es so für richtig hielt, dann wollte er höflich sein und sie gewähren lassen.
"Medea, du hast bestimmt ebenfalls die kaiserliche Botschaft einer Versammlung erhalten, selbst wenn du dem Aufruf nicht gefolgt bist", begann er, auch wenn er sich eigentlich gar nicht so sicher war, ob das wirklich der Fall war. Dieser ganze Palast wirkte nicht so, als hätte ihn je jemand betreten.
"Auf jeden Fall dachten wir uns, dass die momentanen Ereignisse auch dich interessieren könnten. Es geht um das Herz, Medea. Der Kaiser hat Anstalten gemacht, dessen Position zu finden und es mögen lauter Zufälle sein, aber seit dieser Auseinandersetzung sind einige seltsame Dinge in den Reichen Raneqs geschehen. Von unserer ehemaligen Gruppe warst du die Frau mit der grössten Erfahrung im Politischen und Verborgenen. Mit deiner Hilfe wäre es uns um einiges leichter, einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen ans Licht zu bringen. Oder eben dessen Fehlen."

Erneut hörte sie aufmerksam zu, zeigte dabei aber nicht den Ansatz einer Regung. Schließlich öffnete sie jedoch ihre Augen und schaute den anderen Unsterblichen direkt an. Es war also wirklich Sanel... sicher gewesen war sie sich nicht, aber die Stimme war ihr doch noch ein wenig bekannt vorgekommen.
Es gefiel ihr nicht, dass gerade er sich nun hier in Elysia aufhielt... sie würde das Gespräch so kurz wie möglich halten. "Eure Verschwörungstheorien interessieren mich nicht... ebenso wenig wie mich das Kaiserreich interessiert. Ihr wisst, dass ich mich nicht in die Angelegenheiten eurer unreinen Welt einmische.", sprach sie kalt bevor sie erneut schwieg.
Eine ganze Weile lang vermittelte sie das Gefühl, dass Medea jeden weiteren Versuch auf sie einzuwirken ohnehin sofort abschmettern würde...
Doch schließlich begann sie erneut zu sprechen... "Befürchtet ihr denn, dass das Herz in Gefahr sein könnte... Sanel...?"

"Gute Idee, gute Idee", stimmte Gizo Zurana und Sanel zu und beobachtete noch, wie der andere Gott verschwand.
"Jetzt haben wir die kleine Shera aber nun wirklich lange genug warten lassen, nicht? Wird ja langsam unhöflich." Der Goblin löste sich auf und erschien im Tempel der Stadt der Uhren wieder. Shera stand noch in der Nähe und schien die Uhren zu bewundern. Das gleichmäßige Ticken hatte etwas beruhigendes, fand Gizo. Es war nicht so schön wie der gleichmäßige Klang eines Hammers auf Metall, immerhin war es viel zu leise. Aber Gizo respektierte die Arbeit die in die Uhren hineingeflossen war, um sie perfekt zu machen.
"Schön, nicht wahr? Wenn auch ein wenig zu gleichmäßig für meinen Geschmack. Ein bisschen Asymmetrie hat noch niemandem geschadet."

Sanels so schon mehr aus Höflichkeit aufgezwungen, denn wirklich überzeugtes Lächeln schwand, als Medea ihm erläuterte, dass sie kein Interesse an der Welt ausserhalb ihres Palastes besass. Unreine Welt? Er konnte sich erinnern, dass ihr Titel 'Göttin der Makellosigkeit' nicht aus Willkür gewählt worden war und dennoch erschreckte ihn diese Worte ein wenig und verletzten auch. Medea war solange alle mit sich selbst und ihren Kräften gewesen, sie hatte anscheinend völlig den Bezug zur Realität verloren.
Auf ihr Schweigen hin schwieg auch er, denn wenn er gesprochen hätte, dann wäre es eine Widerlegung ihrer Worte gewesen und er konnte sich nur gut denken, dass dies in einem Desaster enden würde. Die Blumen, die der Göttin eigentlich als Versöhnungsgeschenk gegeben werden sollten, waren inzwischen schlaff, liessen die Köpfe hängen und die Farbe wahr mehr ein blasses Grau als ein strahlendes Weiss. Die Anspannung war so stark zu spüren in dieser sterilen Welt, dass Sanel sich beinahe schon ein wenig verzweifelt an die Blumen krallte und diese als Reaktion nur noch mehr in sich zusammenfielen und zu bröckeln begannen.
Der kleine Funken, der mit ihren neuen Worten zu ihm herüberwehte, entspannte die Situation zum Glück ein wenig und so öffnete auch er wieder den Mund und hielt ihren kühlen Augen stand.
"Es ist nicht auszuschliessen. Wir haben es damals unter guten Schutz gestellt, aber die Welt wandelt sich ständig um uns herum und es würde mich nicht wundern, wenn sie irgendwann eine Schwäche in unserem Konzept fände. Wir mögen vielleicht mit der Unsterblichkeit und aussergewöhnlichen Kräften gesegnet sein, aber die anderen deswegen zu unterschätzen, wäre ein Fehler."

"Kurz gesagt ihr wisst es nicht...", antwortete Medea daraufhin, bevor sie anschließend ein wenig den Kopf schüttelte. Nein, diese Spekulationen auf mögliche Intrigen... Verschwörungstheorien... kümmerten sie nicht. Das waren Probleme außerhalb Elysias, außerhalb ihres Interessenbereiches...
Schließlich ließ sie jedoch ein leichtes Seufzen über ihre Lippen entkommen...
"Angenommen ich begleite euch, sichere euch meine Hilfe zu... ich verlasse mein Zuhause, für eine... Theorie... was dann? Wohin werden wir gehen?", fragte sie.

Sanel gab ein leises, kaum hörbares Knurren von sich, eine äusserst ungewohnte Tat für jemanden für ihn. Aber wie Medea seine Worte so eiskalt in den Wind schlug, ehe sie überhaupt darüber nachgedacht hatte, das gefiel ihm gar nicht. Er liess sich vor ihr auf die Treppenstuffen fallen und legte den Kopf in den Nacken, es war vielleicht besser, wenn er seinen Blick nicht konstant auf ihr hielt. Er hatte so etwas.. abwertendes in sich.
"Ich weiss es nicht", antwortete er dennoch wahrheitsgemäss. "Vorerst wollten wir uns in Nartuuks Reich zusammenfinden, da dort ein Anschlag auf Gizo stattgefunden hat. Gizo.. tut es als Unfall ab, aber wie kann so etwas ein Unfall sein? Danach.. müsstest du uns wohl erzählen, du bist doch die, die wusste, wie man aus Lügen die Wahrheit hinausfischt."

"Na endlich", kommentierte Viola das Erscheinen von Gizo. Was brauchten die Anderen denn so lange?
"Und die anderen?" Sie überlegte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. "Ach, was solls, lass uns schonmal vorgehen. Die anderen werden uns schon finden." Sie sah sich etwas unsicher um. Dann fiel ihr das Einzige Gebäude auf, das etwas höher zu sein schien, als die Restlichen - von den ganzen Uhrtürmen natürlich abgesehen. Sicher war das Nartuuks Residenz. Entschlossenen Schrittes machte sie sich auf den Weg dorthin.

Es schauderte Medea vor dem Gedanken an all diese Unreinheit welche sie an der Oberfläche erwarten würde... sie hatte sich einfach zu sehr an die Behaglichkeit ihres Reiches gewöhnt, sodass sie nichts anderes mehr kannte. Natürlich rang sie mit sich...
Einerseits kümmerten sie die Belange der anderen Unsterblichen nicht, auch die Probleme und Geschehnisse der Oberwelt lagen nicht in ihrem Interesse... Andererseits könnte das plötzliche Interesse des Kaiserreiches am Herzen auch Konsequenzen für alle haben, einschließlich Medea selbst. Die Nachricht eines Anschlages auf Gizo fand sie eher weniger bedenklich, schließlich waren sie Unsterbliche... und egal wie oft man ihre physische Hülle zerstörte, sie erwachten stets von neuem am Herzen.
So vollführte die Göttin der Makellosigkeit schließlich ein langsames nicken, bevor sie von ihrer entspannt knienden Position aufstand. "Einverstanden... ich werde versuchen euch so gut wie möglich beizustehen... aber erwartet nicht zu viel, meine oberste Priorität gilt der Erhaltung meines Reiches.", sprach sie schließlich und bewegte sich an Sanel vorbei auf das Portal zu, welches sich zu öffnen begann.
Je mehr sie sich dem Portal näherte, desto nervöser wurde sie bei dem Gedanken es zu durchschreiten... Man konnte es wohl schon Angst nennen, welche in ihr aufkeimte. So fröstelte es sie und ihre Finger zitterten...
So wartete sie am Portal auf Sanel, man konnte Medea ihre Furcht vor der anderen Seite ansehen, egal wie sehr sie versuchte es zu überspielen.

"Natürlich", bestätigte Sanel und folgte ihr langsam, sobald auch er wieder auf den Füssen war. "Es ist nur natürlich, dass ein jeder sich und seiner Heimat am nächsten steht."
Obwohl in Medeas Fall fraglich war, ob überhaupt noch etwas an ihr natürlich geblieben war.
Er blieb hinter ihr, wenn auch mit ein wenig Abstand. Lediglich, als sie langsamer wurde, holte er langsam auf und da fiel ihm auch ihre auf einmal so unentspannte Körperhaltung und die Furcht im Gesicht auf. Er kannte diese Gesichtszüge, kannte auch die verkrampften Finger und den flachen Atem. Seine Patienten hatten genug oft Angst um sich und Angst vor dem Kommenden gehabt. Auch wenn er gewiss nicht über Medea lachen wollte, so brachte es ihn dennoch kurz zum Schmunzeln, dass sie nun doch einen Zug Menschlichkeit zeigte.
"Ich bin bereit, wenn du es bist, Medea. Wir sind es, die um Hilfe bitten, also liegt es in deiner Hand, die Forderungen zu stellen."