Herz von Ranequia - MSG

"Die wollten Medea verständigen. Erinnerst dich sicher an sie, besser als ich jedenfalls", antwortete Gizo der kleinen Göttin. Wobei sie im Vergleich zu ihm nicht klein war. Sie überragte ihn sogar ein wenig. Auf dem Weg zu Nartuuks Residenz musste Gizo sich ein wenig beeilen um Schritt halten zu können. Hoffentlich verzieh ihnen der Gott der Uhren diese erneute Beanspruchung seiner Zeit. Gizo war sich immer noch nicht sicher, ob man diese Angelegenheit als Mord deklarieren konnte. Immerhin war er nicht tot. Andererseits war auch versuchter Mord ein schweres Verbrechen.
"Warst du schon einmal hier, Shera?"

Medea... Wenn Viola ehrlich war, dann konnte sie sich an niemanden dieses Namens erinnern. Doch so, wie Gizo sprach, ging sie davon aus, das sie ebenfalls eine Unsterbliche war. Sie beschloss, auf die Frage nicht weiter einzugehen. Zum Glück beachtete Gizo das auch gar nicht, sondern stellte direkt die nächste Frage.
"Ähm. Nein. Ich hatte bisher keinen Grund, hierher zu kommen. Aber diese Stadt mit den ganzen Uhren... Sie ist wirklich beeindruckend."
Sie lächelte und fragte sich, ob Gizo gefragt hatte, weil sie den falschen Weg nahm...

Sie nickte schließlich bevor sie dennoch zögerlich das Portal durchschritt, lediglich einen Liedschlag darauf erreichten sie die andere Seite und somit die Oberfläche...
Das Portal schloss sich hinter den beiden Unsterblichen umgehend und versperrte den Weg nach Elysia, Medea selbst blieb auf der Plattform des Portales stehen und blickte sich in der kleinen Höhle um...
Die feuchte Luft welche sie hier einatmete fühlte sich komisch an, es ekelte sie davor...
"Gehen wir..." , meinte Medea, sie mussten zu dem Stein nur ein paar Schritte vom Portal entfernt um von hier weg zu kommen. Mit jedem Schritt wurde sie nervöser... schließlich berührten ihre Füße den nackten Boden...
Der Göttin wurde ein wenig schwindelig und so musste sie sich kurz an der Felswand festhalten, doch dann zog sie die Hand erschrocken wieder weg, als es ihr erst in den Sinn kam, dass sie sich hier ja nicht mehr in Elysia aufhielt.
Alles in ihr zog sich zusammen, als sie ihre rechte Hand hob und jene betrachtete, deutlich war eine Spur von Schmutz darauf zu erkennen welche die feuchte Felswand hinterlassen hatte.
Sie war starr vor Schock... und es keimte eine derartige Übelkeit in ihr auf, dass sie sich vornüber beugen musste um sich zu erbrechen.
Medea hatte seit langer Zeit nichts mehr gegessen... so war da lediglich der Brechreiz und Speichel welcher über ihre Lippen tropfte. Der Schwindel ließ Funken vor ihren Augen tanzen und ein Pfeifen in ihren Ohren erklingen, so stand sie immer noch vorne über gebeugt da, zitterte nun am ganzen Körper, unfähig sich zu bewegen.
Sie sollte nicht hier sein... Wieso hatte sie sich überhaupt darauf eingelassen?

Es war nicht so, als hätte Nartuuk nicht gemerkt, dass schon wieder seinesgleichen durch die portale kamen. Ja, kamen. In der Mehrzahl. Er spürte ihre Anwesenheit in seinem Reich wie ein Schauer auf seiner Haut und er fragte sich, wer ihn denn jetzt schon wieder belästigen wollte und vor allem, zu welchem Zweck.
Naja, solange sie nicht an seine Pforten klopften, konnte es ihm irgendwie auch egal sein. Sie würden sich schon hüten, irgendeine Uhr zu verstellen oder eine sonstige Abartigkeit zu begehen.

"Woah, woah. Langsam", ächzte Sanel und auch wenn er sich beinahe sicher war, dass Medea das nicht gutheissen würde, so trat er zu ihr hin und legte einen Arm um ihre Schultern und eine an ihre Seite, um sie zu stützen. Der ehemalige Arzt in ihm konnte einfach nicht anders. Anderen zu helfen, sie ein Stück weit aus ihrer Misere zu ziehen, das drängte die eigene Misere aus den Gedanken. Es war grässlich, ein Gott zu sein mit allen Möglichkeiten der Welt.. und sich kaum nützlich machen zu können.
"Medea, ganz ruhig. Ruhig atmen. Ein und ausatmen.."
Er nahm ein Tuch aus seiner Hosentasche hervor und strich ihr damit den zarten Mund und das Kinn sauber, ehe er mit zwei Fingern über ihre Augendeckel strich, um ihr zu zeigen, dass es ihr helfen könnte, diese zu schliessen.
"Du bist eine Unsterbliche, Medea. Der.. Schmutz kann dir nichts anhaben, selbst wenn er es wollte. Und das will er bestimmt nicht."

Medeas Atmung war panisch geworden, die ganze Situation kroch wie ein schlechter Traum an ihr vorbei... Sie bekam es nicht einmal wirklich mit als Sanel einen Arm um sie legte und ihr mit einem sauberen Tuch den Mund trocknete... Ruhig atmen... es hallte ganz dumpf und leise in ihren Ohren...
Schließlich verlangsamte sich ihr rasender Herzschlag ein wenig, sie versuchte sich zur Ruhe zu zwingen. Langsam verschwand dieses Pfeifen in ihren Ohren und auch ihre Sicht wurde wieder etwas klarer... so verharrte sie eine ganze Weile, ruhiger werdend.
Die Göttin realisierte schließlich auch die Situation in der sie sich befand... und auch wenn Sanel es noch so gut meinte... so drückte sie den anderen Unsterblichen nun nicht all zu grob von sich. "Nimm bitte deine Hände von mir...", sprach sie eindringlich, bevor sie sich immer noch ein wenig unsicher auf den Beinen in Richtung des Portalsteines begab. Der Gedanke an den Schmutz unter ihren Füßen, es ließ erneut Übelkeit in ihr aufkeimen... doch sie konnte es erfolgreich ignorieren... Ihr ganzer Körper war von ihrem weißen Anzug bedeckt, es war wohl alles gut, solange nichts davon ihre Haut berührte...
"Du weißt wo wir hinmüssen... also dann...", forderte sie Sanel auf und wartete darauf, dass er den Weg bereiten würde.

"Sie ist ein Meisterwerk der Handwerkskunst", stimmte Gizo zu, dem es weniger um die Ästhetik der Stadt ging als um die hervorragende Verarbeitung der Metalle und Mechanik. Ein Trupp Uhrwerksoldaten stampfte klickend vorbei und die Menschen gingen ihren Geschäften nach. Wenigstens hatte er keine Probleme mehr damit sich unter die Langbeine zu begeben. Früher war er noch bei jeder schnellen Bewegung zusammengezuckt, mochte es doch ein Angriff gegen ihn sein. Aber einhundert Jahre ohne Angriffe gegen seine Person und dafür mit reichlich Bewunderung hatten ihn dem großen Volk doch freundlicher eingestimmt.
"Nartuuk residiert dort vorn, in dem großen Turm", merkte Gizo an und deutete auf das Gebäude, auf das sie zuschritten: "Wahrscheinlich wird man uns ohne Probleme einlassen."

Anerkennend nickte Viola. Und war froh, das sie die Sache tatsächlich richtig eingeschätzt hatte. Gespannt ging sie Seite an Seite mit Gizo auf besagten Turm zu, während sie unterdessen die Uhrwerksoldaten, denen sie begegneten, fasziniert betrachtete. Warum war sie nicht früher mal hier her gekommen? Diese Stadt war wirklich atemberaubend! Und viel zu klein, schien es, denn schon standen der Goblin und das Mädchen vor dem Eingang zu Nartuuks Heim. Unsicher betrachtete sie die Eingangstür, unsicher, ob sie einfach hindurchgehen sollte, oder lieber nicht.

"Meister Gizo? Ihr beehrt uns erneut mit Eurer Anwesenheit", sprach ein Diener den Goblin an und verbeugte sich leicht. Gizo zuckte bedauernd mit den Achseln.
"Es tut mir wirklich leid Eurem Herren wiederholte Unanehmlichkeiten zu bereiten, aber die ehrenwerte Shera und ich haben etwas mit ihm zu besprechen. Wenn Ihr uns den Gefallen tun würdet ihn zu verständigen?"
Der Diener verbeugte sich noch einmal und verschwand im Inneren des Sanktums.
"Wird nicht lange dauern. Natürlich könnten wir einfach so hineingehen, aber das ist eine Frage der Höflichkeit."

"Es tut mir leid, Euch noch einmal stören zu müssen, oh Herrlichkeit", wandte sich der Diener an Nartuuk, nachdem der ihn fast ein wenig genervt reingelassen hatte.
"Ihr habt erneut Besuch erhalten. Meister Gizo und die entzückende kleine ..."
"Shera?", beendete er den Satz für ihn. Was wollten die beiden denn hier? Also Gizo war ja klar. Aber das kleine Mädchen? Hm ...
"Na gut. Ich kümmere mich um sie ..."
Er schritt die Flure entlang und holte die beiden persönlich am grossen Tor ab.
"Meine Freunde, wie schön euch zu sehen", lächelte er. "Was verschafft mir die Ehre, euch nun zu zweit begrüssen zu dürfen?"

Sanel taumelte und gerade, weil er mit seinen Flügeln ja schon sehr rückenlastig war, knallte es ihn beinahe auf den Arsch. Aber irgenwie schaffte er es, stehen zu bleiben. Ein sehr ungewohntes und lange vergessenes Gefühl keimte in ihm auf, als sein Blick wieder auf die andere Göttin fiel. Er konnte es nicht genau benennen, aber irgendwas in ihm verspannte sich und ein bitterer Geschmack füllte seinen Mund. War es.. Ärger? Eine Reaktion auf die Kränkung? Eigentlich wusste er, dass sie nichts dafür konnte. Sie war krank, göttlich und doch krank auf eine seltsame Art und Weise. Und dennoch gelang es ihm erst nach einigen Sekunden, das aufkeimende Gefühl wieder in Leere zu ersticken.
"Natürlich", sagte er und atmete tief durch, ehe er ebenfalls zu dem Portalstein trat - wenn auch diesmal mit gebührendem Abstand zu Medea. Es dauerte kaum ein Augenzwinkern, ehe sie auch schon in Nartuuks Reich standen. Sanel hätte es nie zugegeben, aber irgendwie hoffte er, Medea schnell wieder los zu sein, sie einer anderen Gottheit anzuhängen.


Zur fast genau der gleichen Zeit erschien ein göttlicher Gast aus dem Norden in Zuranas Aschenreich. Sein Besuch war vielleicht ungelegen, aber woher sollte er denn wissen, dass die restlichen Götter solch einen Trubel gehabt hatten? Er war anders beschäftigt gewesen. Und er war doch immerhin einer der wenigen, der auch wirklich versuchte, die Beziehungen zu den anderen Gottheiten zu pflegen und sie ab und zu einmal zu überraschen, selbst wenn er nie wirklich ein Teil ihrer damaligen Gruppe gewesen war. Aber es war so langweilig, alleine mit seiner Göttlichkeit in den eigenen vier Wänden - selbst wenn diese gigantisch waren - und es gab so vieles zu sehen! Er wurde hibbelig wie ein läufiges Kaninchen, wenn er zu lange herumsitzen musste.
Milian wartete gar nicht erst darauf, dass jemand ihn in Empfang nehmen würde. Er war ein Gott, er konnte den Weg auch durchaus alleine finden! Beschmückt mit einem ziemlich auffälligem Hut, der wohl irgendein Adeliger mit zu viel Zeit und Langeweile kreiert hatte, und der vor allem gar nicht zu seiner restlichen Kleidung passte, schritt er durch die Halle, um die Göttin des Reiches aufzusuchen. Da auch ihre vier Wände sehr gigantisch waren, hätte dies wohl Ewigkeiten gedauert, aber er vertraute darauf, dass sie sich durch das göttliche Gespür gegenseitig anziehen und bald finden würden. Ob Zurana das nun wollte oder nicht, denn er hatte wichtige Dinge zu besprechen.

Natürlich hatte sie den Besuch in ihrem Reich bemerkt... und es ärgerte sie... hatte sie sich doch vom Herzen und den anderen Unsterblichen entfernt um in aller Ruhe nachdenken zu können... vor allem wie sie ein Wiedersehen mit Nika wohl anstellen sollte...
So rieb sie sich kurz an ihrem Schreibtisch sitzend die Schläfen und stand schließlich mit einem Seufzen von ihrem Platz auf. Sie konnte nicht sagen welcher Gott sich nun hier in Kalthafen aufhielt, doch sie würde es schon herausfinden.
Die Aschengöttin stieg die Treppen ihrer Feste hinab und folgte einfach diesem Gefühl, bis sie schließlich den anderen Unsterblichen vor den Toren des Ratsaales entdeckte und dort kurz stehen blieb.
Milian...? Was wollte er bei ihr? Ihre kurze Überraschung überwindend, stellte sie sich höflich und der Gastfreundlichkeit Kalthafens entsprechend.
"Seid willkommen, Gott der Aggregate. Was führt euch zu mir?", fragte sie ihn und verneigte sich leicht.

"Ich wurde umgebracht. Bei dem ersten Haus, dem ich einen Besuch abstatten wollte, um meine Vergütung zu erhalten", antwortete Gizo prompt. Er wollte das schnell über die Bühne bringen. Nartuuk sollte ihnen schließlich nicht ungebührend viel Zeit opfern müssen.
"Sanel und Shera waren bereits am Herzen als ich dort wieder...körperlich wurde und haben sich bereit erklärt mit mir das Haus noch einmal anzusehen. Wir dachten, dass wir dich darüber informieren sollten." Nervös knetete Gizo die Hände. Für ihn hing einiges von Nartuuks Wohlwollen ab. Immerhin musste er hier die Teile seiner Mechanik einkaufen. Ohne regelmäßigen Ersatz einiger Teile, die selbst herzustellen er keine Zeit hatte, würden die Aufzüge in seiner Schmiede nicht mehr funktionieren.

Nartuuk entgleisten für einen Moment die Gesichtszüge. Er wirkte regelrecht erschüttert ob den Worten des Goblins. So erschüttert, dass selbst seine redegewandte Zunge da erst einmal nichts darauf zu erwidern wusste.
Er musste sich einen Moment lang fassen.
"Umgebracht?", fragte er dann immer noch ungläubig. "Und sowas in meinem Reich? In meiner Stadt, wo Recht und Ordnung das oberste Gebot ist?! Warum bist du nicht SOFORT zu mir zurück gekommen?"
Nun schien langsam der Zorn in ihm aufzukommen.
"Ich werde euch selbstverständlich begleiten. Ich will diesen Frevler sehen, der so eine schändliche Tat in MEINEM REICH wagt!"

"Gizo glaubt, es war ein Versehen", meinte Viola, noch bevor Gizo antworten konnte. In ihrer Stimme klang eine Mischung von Hab ichs doch gewusst! und Du solltest dir mehr Sorgen machen mit. Sie fand es nachlässig von Gizo, seine Ermordung derart auf die leichte Schulter zu nehmen. Und sie war stolz darauf, das Nartuuk das ebenso ernst nahm, denn es gab ihr irgendwo Recht. Gleichzeit machte sie sich aber auch Sorgen. Wenn es wirklich ein Anschlag auf den Gott war... Warum? Nur, um seine Schulden nicht zahlen zu müssen? Das konnte sich die Kindgöttin nicht vorstellen, immerhin waren sie doch unsterblich.

"Es könnte zumindest sein", lenkte Gizo ein: "Es war dunkel in dem Haus und ich habe fast nichts erkennen können. Diese Augen sind nicht mehr das, was sie einmal waren."
Der Goblin deutete auf seine Augen, die rot glühten. Das war natürlich eine Lüge. Seine Sicht war hervorragend, normalerweise sogar im Dunkeln, aber dort drin hatte er trotzdem nichts gesehen. Was beunruhigend war.
"Ich versichere dir, Nartuuk, dass ich vom Herzen direkt hierher gekommen bin. Aber ich konnte Sanel und Shera wegen meines abrupten Auftretens doch nicht ohne Erklärung stehen lassen."

"Nun gut. Dann wollen wir sehen, wer sich hier in meiner Stadt versteckt."
Ach du Güte war das peinlich. So peinlich, dass er beinahe überschäumte vor Wut. Aber gut. Er würde das wieder hinbiegen.
Er schlug das Tor hinter sich zu.
"Hm ... ist sonst noch wer hier?"
Da waren irgendwie mehr Gottessenzen anwesend als nur die zwei...

"Sanel war noch am Herzen und Zurana ist dazugestoßen. Ich denke, die Beiden werden gleich nachkommen", meinte Viola, bevor sie sich an Gizo wandte. "Oder haben sie sich doch umentschieden?"
Sie konnte sich das eigentlich nicht vorstellen. Nun, bei Sanel zumindest. Zurana hingegen war zwischenzeitlich derart zerstreut, das sie plötzlich etwas ganz wichtiges unternehmen musste konnte durchaus vorkommen.

Es ging tatsächlich nicht lange, bis Sanel und Medea, erst einmal bei Nartuuk angekommen, von einer Dienerin in Empfang genommen wurden. Sie wirkte relativ verwundert, schon wieder göttliche Gäste begrüssen zu dürfen, führte sie nach einer kurzen Erklärung dann hinunter in Richtung von Nartuuks Gemach/Büro/Woauchimmerergradwar. Sie klopfte an die Türe und öffnete diese dann auch nach einem Moment, verbeugte sich demütig.
"Entschuldigt die erneute Störung, aber es sind noch mehr Gäste eingetroffen."
Sanel war irgendwie froh, Medea zu den anderen Göttern gebracht zu haben. Dann konnten sie die Dame übernehmen und er musste sich nicht mehr ganz so blöd vorkommen. Zurana konnte sich doch um sie kümmern, war es schliesslich ihre Idee gewesen, sie her zu holen. Oder Nartuuk und Gizo? Das waren beides sehr charmante Männer, die hatten bestimmt mehr Erfolg bei Medea.


"Meine liebste, verstaubte Zurana", begrüsste Milian sie, als sie ihn tatsächlich sogar persönlich in Empfang genommen hatte, und streckte die Arme aus. Er war aber doch genug höflich, ihr die Chance zu lassen, nicht darauf einzugehen.
"Wie schön du heute doch aussiehst! Ich habe Wichtiges mit dir zu besprechen, Zurana! Ich hoffe du hast ein paar Minuten Zeit für mich, es ist nämlich unglaublich dringend."

Im ersten Moment war Zurana immer noch ein wenig verwirrt über den plötzlichen Versuch, ließ den anderen Unsterblichen jedoch dann gewähren und erwiderte die Umarmung so gut es ihr möglich war zu erwidern... das Gefühl des überrumpelt seins einfach ignorierend.
Wie immer verlangte Milians charmante Art ihr Gehorsam ab... "Deine Worte schmeicheln mir wirklich sehr, natürlich kann ich etwas meiner Zeit opfern wenn es dir denn so viel bedeutet. Aber sag mir, um was geht es?", fragte sie ihn, da dieses Treffen für Milian anscheinend sehr dringend erschien.

Mit einem breiten, aufgestellten Lächeln im Gesicht liess Milian sie wieder los und räusperte sich.
"Es geht um meine Lieblingsnichte, Fria."
Nichte war in diesem Fall natürlich nur bedingt korrekt, da es sich nach hundertzwanzig Jahren eigentlich um eine Ur-Ur-Ur-Irgendwas-Nichte handelte. Aber da genau auf dem Stand zu bleiben und es auch jedesmal auszusprechen, das war Milian schlicht zu blöd.
"Sie wird demnächst heiraten und als sie ein Kind war - und natürlich jetzt auch immer noch -, war sie verrückt nach diesen kleinen, witzigen Keksen, die man bei euch ab und zu aus den süsseren Kartoffeln macht. Darum wird es die an dem Fest auf dem Buffet haben und zwar eine riesige, monströse Menge davon. Das kannst du sicher für mich an deine Leute weiterleiten lassen, so lieb bist du doch, oder? Ich dachte ja auch daran, ihr als Geschenk einen kleinen hübschen Schmuckstein zu schenken. Ein Diamant, etwa so gross in passender Farbe.. Ich könnte mir natürlich auch Asche aus Gizos Reich klauen, der hat da schliesslich mehr als genug Kohle, aber Kalthafens edle Asche eignet sich bestimmt besonders gut. Vor allem, ein Diamant aus dem Aschenvorrat der Aschengöttin persönlich, stell dir vor, wie wertvoll und beneidenswert!"
Er zumindest wirkte völlig begeistert ab seiner Idee und präsentierte sie auch mit jener Begeistung.

Zurana hob lediglich eine Braue und dachte kurz nach... nun, zumindest die letzte Bitte Milians war einfach zu erfüllen. Dies machte sie schließlich nicht das erste mal... "Hm... sehen wir uns einmal an was ich für dich tun kann.", meinte die Göttin der Asche und bedeutete ihn ihr zu folgen.
Zwei Soldaten der Skarabäenwache öffneten ihnen die Tore hinaus in den inneren Hof der Feste, wobei sie einige Stufen hinab schritten und Zurana schließlich stehen blieb.
So hob sie ihre Hand und ließ etwas der grauen Asche welche einen großen Teil Staubtales bedeckte zu sich schweben. Zwischen ihren Fingern sammelte es sich wie feiner grauer Sand, formte sich schließlich zu einem Ball welcher rotierte. Dies war Zuranas eigenes Element, es gab wohl nichts was sie damit noch nicht versucht hatte...
Schließlich wurde die Asche unter enormen Druck in einem kleinen magischen Feld zusammengepresst... Ein klarer Stein mit einem gräulichen Schleier in dessen Mitte landete in ihrer Rechten, er war etwas konisch geformt und die Oberfläche glatt und spiegelnd. Der Diamant war zwar nicht natürlich entstanden, aber er war dennoch sehr schön anzusehen und würde wohl einen hohen Wert erzielen.
So reichte sie den Stein an Milian weiter. "Ich weiß nicht ob es das ist was du dir vorgestellt hast... aber er dürfte viele andere Geschenke zu dieser Hochzeit überflügeln.", erklärte sie, bevor sie über die nächste Bitte nachdachte.
"Skarabäengebäck...", meinte sie lediglich. Es handelte sich um kleine süße Kekse in der Form kleiner Skarabäen... es handelte sich dabei um eine Familientradition innerhalb Staubtales und es hatte Zurana damals selbst überrascht und auch erfreut als diese Gebäcksorte auf dem Markt von Kalthafen zum ersten mal aufgetaucht war. Ein intensiv gezuckerter Süßkartoffelteig, zum ersten mal gebacken vor einigen Jahren von der Frau eines Tempeldieners.
"Von welcher Menge sprechen wir in diesem Fall? Es werden nicht viele davon gemacht... ich lege den Menschen nicht mehr auf als sie bewältigen können."

"Oh", sagte Nartuuk, als er Medea erblickte. Was wollte DIE denn hier? Dass es die überhaupt noch gab ... Sehr seltsam.
Tja, nun war die Hälfte seiner Mitgötter irgendwie hier versammelt. Dass solch eine Schmach ausgerechnet hier geschehen musste.
Erneut setzte er sein freundlichstes Lächeln auf und breitete die arme aus.
"Sanel! medea! Wie schön euch zu sehen!", flötete er.
"Ihr wollt uns also auch ... begleiten?"

"Das war eigentlich der Plan", bestätigte Sanel, ehe er sich kurz im Raum umsah und zögerte.
"Na ja. Es war Zuranas Plan. Aber wie ich sehe, ist diese nun einmal mehr.. anders beschäftigt."
War eigentlich fast klar gewesen. Er musste für sie Medea anschleppen und die Dame war unterdessen sonst irgendwo und hatte ihren eigenen Wunsch wohl schon wieder vergessen.


Milian nahm den Stein entgegen und wog ihn prüfend in der Hand, während er ihn genau musterte.
"Überflügeln? Ja, das trifft es wohl definitiv. Es ist ein richtig.. schöner Stein."
Er seufzte tief und wog ihn noch einmal, ehe er ihn einsteckte, während kurz ein grüner Schimmer über seine Wangen ging. Ja, ja. Er würde seiner Nichte durchaus gefallen. Zumindest das kleine Stück davon, das er ihr abschneiden würde. Der Stein war einfach zu schick und einzigartig, um ihn einfach vollkommen zu verschenken.
Zuranas Frage wegen dem Gebäck liess ihn aus seinen Gedanken aufschrecken und wieder lächeln.
"Ach, ach.. Es ist keine all zu grosse Feier. Vielleicht vierhundert Menschen, fünfhundert? Geschätzt also.. sechs grosse Säcke sollten reichen, was meinst du? Ich bin so unglaublich schlecht im Schätzen, Zurana. Wirklich grausam ist das manchmal."

Etwas scheu betrachtete die Göttin der Freude Medea. Diese lebte extrem zurückgezogen und obwohl Viola die anderen Götter das ein oder andere Mal bei verschiedensten Anlässen gesehen hatte, war ihr diese fast völlig fremd. Die letzte Begegnung lag allerdings jahrzehnte zurück... Dementsprechend war sie absolut nicht sicher, wie sie mit der Göttin umgehen sollte. Sie beschloss schließlich, sie einfach zu ignorieren. Fürs Erste jedenfalls.
"Dann sollte Gizo uns jetzt wohl zeigen, wo er getötet wurde", meinte sie dann, in der Bemühung, konstruktiv an die Sache herran zu gehen.