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 Black Tides – MSG-Thread

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Lias
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Grim
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Grim
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BeitragThema: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyFr 24 Nov 2017, 23:59

Der Tag, an dem Jeanny Forvell ihren Kaperbrief erhielt, war der Tag, an dem sie ganz unten angekommen war. Nicht, dass ihr dies fremd gewesen wäre. Jeanny hatte schon oft in ihrem Leben alles verloren, hatte Schicksalsschläge hinnehmen müssen und sich doch jedes mal wieder erholt, war jedes mal wieder auf die Beine gekommen, hatte sich das, was sie verloren hatte, wieder erarbeitet. Dieses mal jedoch war es anders. Dieses mal war sie so tief gestürzt, dass nur noch ein Wunder ihr wieder hätte aufhelfen können.
Begonnen hatte ihr Sturz vor vier Monaten, als die Black Tide in tückischen Gewässern in einen Hinterhalt geraten war. Nicht der Marine, wenngleich diese zu dieser Zeit verstärkt Jagd auf Seeräuber gemacht und ihre Galeonen die Parava unsicher gemacht hatten. Die Angreifer waren vielmehr andere Piraten, die sich der Konkurrenz entledigen wollten oder vielleicht auch darauf gehofft hatten, dass die Black Tide mit vollen Laderäumen unterwegs gewesen wäre. Ein gut gezielter Schuss einer Kanone hatte das Ruder zerschlagen, weitere Treffer den Hauptmast gefällt und das Schiff hilflos zurück gelassen. Danach waren sie einfache Beute gewesen. Was aus der Mannschaft geworden war, konnte Jeanny nicht sagen: ein Treffer, der die Brücke zerfetzte, hatte sie über Bord in die kalte Umarmung des Ozeans geschleudert. Von dort war ihr wenig mehr übrig geblieben, als zuzusehen, wie die Black Tide, ihr ganzer Stolz, in Flammen aufging zurück gelassen wurde und langsam zu Grund sank. Irgendwie hatte sie es geschafft, sich an Treibholz klammernd, über Wasser zu bleiben, bis sie sich auf eine kleine Insel, wenig mehr als einen kargen Felsen, retten konnte. Zwar war sie aufgelesen worden, halb verdurstet, aber bevor die stechende Sonne ihr den Verstand aus dem Kopf brennen konnte, doch ihre vermeindlichen Retter hatten sich gleich als ein weiterer Schlag des Schicksals heraus gestellt: ein junger Maat an Bord der Galeone der Reichsmarine erkannte sie, wenngleich sie vehement versicherte, Passagier eines versenkten Handelsschiffs gewesen zu sein. Rasch wurde sie in Ketten gelegt, nach Port Faron verfrachtet, ohne viel Federlesen abgeurteilt und zum Tod durch den Strick verurteilt.
Irgendwie war ihr es gelungen, aus dem Kerker zu entkommen und sich in den Dschungel zu schlagen. Wie, das hätte sie selbst nicht mehr zu sagen vermocht. Alles war so verschwommen in ihrem Kopf! Auch, wie sie nach Schiffbrecherhafen gekommen war, lag im Nebel, aber irgendwie musste es ihr gelungen sein, sich an den letzten Faden Überlebenswillen klammernd durch die tückischen Täler der Insel zu schlagen, bis sie deren anderes Ufer erreicht hatte.
Jeanny war immer eine Kämpferin gewesen und sich einfach so ihrem Schicksal zu ergeben, sich aufknüpfen lassen wie ein gemeiner Straßendieb, das war für sie nicht in Frage gekommen. Doch wenn man es nüchtern betrachtet, dann hatte ihre Flucht ihre Lage nicht eben gebessert. Noch immer wurde sie gejagt, stand ein Kopfgeld auf sie aus und noch immer hatte sie nicht mehr als die Kleider, die sie am Leib trug. Kein Schiff, keine Mannschaft, kein Geld. Aus diesem Grund hatte sie beschlossen, die Lage nicht nüchtern zu betrachten, sondern das zu tun, was jeder anständige Pirat in einer Lage wie der ihren getan hätte: sich ganz formidabel zu betrinken. Also hatte sie die paar Münzen, die sie für den schartigen Marinesäbel erhalten hatte, den sie auf ihrer Flucht gestohlen hatte, dem Wirt ins Gesicht geworfen und gesagt, er möge den Rum fließen lassen, bis sie nicht mehr bei Besinnung war.
Sie war bereits mehr als nur angetrunken, musste bei ihrem vierten oder fünften Krug angelangt sein und gerade dabei, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass ihr in den nächsten Tagen nicht viel anderes übrig bleiben würde, als ihren Körper zu verkaufen, wenn sie nicht verhungern oder auf irgendeinem Hinterhof krepieren wollte wie ein Straßenköter, als ihr bewusst wurde, dass sie nun wirklich ganz unten angekommen war. Dort, wo es keinen Weg mehr zurück gab, wo der Kapitänstitel nur noch eine schnöde Erinnerung an ein vergangenes Leben war und sie den Rest ihres Lebens in Elend verbringen würde. Sich zu verkaufen, das war jene Schwelle, die nie zu überschreiten sie sich damals geschworen hatte, als sie ihrer Mutter zugesehen hatte, wie diese dahin siechte. Dieser Schwur war der Grund gewesen, weshalb sie damals beschlossen hatte, zur See zu fahren. Und wenngleich Jeanny seit diesen Tagen öfter, als sie hätten zählen können, ihren Körper eingesetzt hatte, um Männer dazu zu bringen, zu tun, was sie wollte, so hatte sie doch immer die Würde behalten, kein Geld dafür zu nehmen. Sie hatte sich nie verkauft. Nun war sie an dem Punkt, wo sie nichts mehr anderes als ihren Körper hatte und ihr nichts mehr übrig blieb, als sich zu verkaufen oder zu sterben.
Gerade ging ihr der Gedanke durch den Kopf, ob es nicht angenehmer wäre, noch ein, zwei Krüge Rum zu trinken und dann im brackigen Wasser des Hafenbeckens zu verschwinden, hoffend, dass das Meer ihren aufgedunsenen Leichnam davon tragen und sie auf ewig in den Mysterien des Ungewissen verschwinden würde, als der Tiefling an ihren Tisch trat. Er trug einen abgewetzten Marinemantel, einen einfachen, ledernen Dreispitz und zeichnete sich ansonsten vorallem durch die fischige Unansehnlichkeit seines Volkes aus. Jeanny erschien er in ihrem alkoholumnebelten Zustand wie ein überdimensionierter, aufrecht gehender Karpfen.
„Käpt'n Jeanny Forvell?“, fragte der Karpfen während er sich einen der leeren Stühle heran zog und ungefragt darauf Platz nahm. Unter normalen Umständen hätte Jeanny wohl gefragt, wer er sei, woher das ihren Namen zu wissen glaube, vielleicht hätte sie ihm auch glaubhaft versichert, er müsse sie verwechseln. Nach fünf Krügen Rum und einer Flucht durch den Dschungel erschien ihr das alles jedoch belanglos.
„Wenn du es auf meinen Kopf abgesehen hast, zieh' dir eine Nummer und stell' dich hinten an“, nuschelte sie stattdessen, „Wenn es der Rest meines Körpers ist, der dich interessiert, dann gib mir noch ein, zwei Rum aus und wenn du genug Gold dabei hast, dann können wir schauen, was sich machen lässt.“ Es fiel ihr unglaublich schwer, ihren Blick auf das Gesicht des Tieflings zu fokussieren. Je länger sie ihn anstarrte, desto mehr begann sich die ganze Taverne um sie zu drehen und Jeanny musste sich an ihrem Krug festhalten, um nicht vom Stuhl zu kippen.
Der Karpfen grinste. Oder jedenfalls glaubte sie, ihn durch den Nebel hindurch grinsen zu sehen. „Reizende Angebote, aber ich muss leider gestehen, dass mich weder das eine, noch das andere interessiert“, antwortete er, „Alles was ich wünsche ist euer Name. Ihr seid Jeanny Forvell, richtig?“
„Was, wenn dem so wäre?“, konterte Jeanny, durch sein wiederholtes Nachfragen zu Trotz animiert, ihm gerade nicht zu antworten. Wer war dieser Tiefling schließlich, sie so auszuforschen?
„Das soll mir genügen“, entgegnete dieser jedoch, unverändert grinsend – oder war sein Fischgesicht schlicht zu keiner anderen Regung in der Lage? „Ich habe ein Angebot für euch, Kapitän. Ein Angebot, von dem wir zweifelsohne beide profitieren werden.“
„Was auch immer ihr wollt, ihr habt Pech gehabt“, fiel Jeanny ihm ins Wort, „Selbst wenn ich Jeanny Forvell wäre, ich bin kein Kapitän mehr. Ich habe kein Schiff, keine Mannschaft, gar nichts. Ich kann euch nicht helfen, selbst, wenn ich es wollte. Und ich will nicht!“
Sie gab sich Mühe, ihren Ton schärfer klingen zu lassen, so scharf, wie es mit den undeutlichen Worten, die ihr noch zur Verfügung standen, eben möglich war. Er jedoch schien sich nicht davon beirren zu lassen.
„Euer Schicksal ist mir bekannt, Kapitän“, fuhr er fort, „Ich kenne eure missliche Lage. Und ich bin hier, um Abhilfe zu schaffen, sofern ihr das wollt. Und natürlich, sofern ihr bereit seid, euch den Konditionen meiner Auftraggeber zu beugen.“ Ein Schankkellner kam an ihrem Tisch vorbei und der Karpfen unterbrach kurz seine Ausführungen um etwas zu ordern, das Jeanny nicht verstand. Kurz darauf wurde jedoch ein Krug vor ihr abgestellt. Ganz instinktiv griff sie danach, nahm einen tiefen Schluck – und hätte beinahe ausgespuckt. Wasser! Dann jedoch besann sie sich eines Besseren. Vielleicht doch nicht die schlechteste Wahl. Wenn dieser Tiefling sie hier weiter voll laberte, dann konnte es nicht schaden, wenn sich nicht bei jedem Wort ihr Kopf um sie drehte.
„Erlaubt mir, mich an dieser Stelle vorzustellen“, setzte der ungebetene Gast unterdessen seine Rede fort, „Meinen Namen braucht ihr nicht zu wissen, relevant sind nur die, in deren Namen ich spreche: die Grafen von Tulonna. Sie wünschen, mit euch zu parlieren, Kapitän, und tun das, wie ihr unschwer erkennen könnt, nun auch durchaus erfolgreich, durch mich. Ihr habt euch einen nicht geringen Ruf gemacht in dieser Gegend, der meinen Herren durchaus zu Ohren gekommen ist. Sicherlich seid ihr eiuch bewusst, dass sie ein Kopfgeld auf euch ausgesetzt haben. Die vorausschauenderen Stimmen im Rat der Grafen jedoch haben angemerkt, dass ihr als Werkzeug in ihren Händen weit wertvoller wärt, denn an irgendeinem Galgen. Ich bin deshalb ermächtigt, euch das hier vorzulegen.“
Mit triumphierender Geste zog der Tiefling einen Pergamentbogen mit nicht weniger als vier wächsernen Siegeln aus seinem abgewetzten Marinemantel hervor und schob ihn Jeanny über den Tisch hinweg zu.
Verständnislos blickte sie auf den Schrieb, dessen Buchstaben sogleich vor ihren Augen zu tanzen begannen, dann zurück zu ihrem Tischgenossen.
„Ein Kaperschein“, erklärte dieser und diesmal war Jeanny sich sicher, dass sein Grinsen noch breiter geworden war, „Segelt fortan für die Grafen von Tulonna. Setzt euer unheiliges Treiben fort, kapert und brandschatzt und mordet, was auch immer euresgleichen gerne tut. Aber richtet eure Gelüste auf die Feinde der Grafschaften und verschont die Schiffe, die unter unserer Fahne segeln. Lasst euren Namen weiterhin Furcht und Schrecken verbreitet, aber tut es unter den fetten Schonern des Reichsbunds und den feigen Söhnen des Kaiserreichs. Dafür gewähren die Grafschaften und alle ihnen loyalen Häfen euch Zuflucht und Unterstützung und die Kopfgelder auf euren Namen sollen getilgt werden, solange ihr nur loyal und unserer Sache ergeben bleibt.“
Der Tiefling legte die Fingerspitzen zusammen, behielt seinen triumphierenden Gesichtsausdruck bei und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, scheinbar auf eine Antwort wartend. Lange blieb Jeanny stumm, versuchte, sich der Bedeutung der Worte gewahr zu werden, die ihr benebelter Verstand sich beharrlich weigerte, aufzunehmen. Lange, bis sie glaubte, zumindest die essentielle Botschaft verstanden zu haben. Nicht, dass sie vom Konzept eines Kaperbriefs noch nicht zuvor gehört hätte. Und dennoch: die Implikationen erzielen ihr in ihrem Zustand vollkommen unübersichtlich.
„Ich hatte damit gerechnet, mich verkaufen zu müssen“, gab sie schließlich, bemüht langsam und deutlich sprechend von sich und es war ihr anzumerken, dass es sie Mühe kostete, „Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es die Grafen von Tulonna wären, die mich ficken wollen würden. Wenn ich schon die Beine breit machen muss, dann wären mir ehrbare, freie Männer lieber gewesen.“ Abermals klammerte sie sich an ihren Krug, schlug ihn mit scharfem Klacken auf die Tischplatte, wie um ihre Worte zu unterstreichen. „Aber sei's drum. Egal ob Bettler oder Fürst, am Ende machen wir immer für irgendwen die Beine breit und aussuchen können wir ihn uns in der Regel nicht. Warum also nicht die Grafen von Tulonna? Und trotzdem hat euer Angebot einen Schönheitsfehler.“ Sie hielt kurz inne, musste aufstoßen und nur mit Mühe gelang es ihr dabei, sich nicht auch ihres Mageninhalts zu entledigen. Mit eisernem Willen zwang sie die scharfe Magensäure zurück, ehe sie fort fuhr: „Ich habe kein Schiff. Keine Mannschaft. Nichts! Ich kann für niemanden segeln. Nicht für eure Grafen. Nicht einmal für mich selbst.“
Diesmal war es an Jeanny, ihre Züge – soweit sie sie noch unter Kontrolle hatte – in eine Geste des Triumphs zu zwingen. Langsam, so bekam sie das Gefühl, begann sie auszunüchtern und alles, das sie davon abhielt, sich weiter im Rum zu ertränken, war der anstrengende, beständig grinsende Karpfen. Sie war seiner Gegenwart mehr als überdrüssig. Sie wollte allein gelassen werden, stumm vor sich hin leiden und den Rest ihrer Würde mit Alkohol fort spülen. Seine Versprechungen waren leer, und mehr noch: sie schmerzten, süß wie sie waren. Sie sprachen von einem Leben, das Jeanny verloren hatte. Aber dieses Argument konnte er nicht vom Tisch wischen. Damit musste sie doch endlich dieses verdammte Grinsen aus seinem Fischgesicht bannen!
Die unerschütterliche Gelassenheit des Gesandten der Grafschaften zeigte jedoch nicht die kleinste Spur von Rissen. „Wie ich bereits erwähnte: ich bin mir eurer prekären Lage bewusst, Kapitän“, fuhr er mit Engelsgeduld fort, „Und glaubt nicht, mir wäre diese Problematik nicht ebenfalls bereits in den Sinn gekommen. Und ich hätte mir nicht die Mühe gemacht, euch an einem so dubiosen Ort wie diesem hier aufzusuchen, wenn ich keine Lösung dafür parat hätte. Im Hafen liegt ein Schiff, die Sweet Daisy. Sie hat einem Händler aus Felasca gehört, bis gewisse Unregelmäßigkeiten in seiner Buchführung aufgefallen sind. Nun gehört sie dem Gouverneur von Sartura. Sie könnte euch gehören. Ihr werdet sie dem Gouverneur abkaufen müssen, aber wenn ihr das Angebot meiner Herren annehmt, dann wird der fällige Betrag auf unbestimmte Zeit gestundet. Ihr könntet Segel setzen, wann immer ihr wollt.“
Kein Alkohol der Welt hätte verhindern können, dass Jeanny realisierte, was sich hier unvermittelt vor ihr auftat. Sie hatte sich gesagt, dass es ein Wunder bedurfte, dass sie sich von hier, von ganz unten, wieder aufrappelte. Das hier war nicht weniger als ein Wunder! Der Kaperbrief war ein Affront, eine Frechheit, auf die sie unter normalen Umständen mit Verachtung gespuckt hätte. Er stand für alles, was sie verachtete. Einen solchen Schein zu unterzeichnen bedeutete, das Knie vor einem Fürsten zu beugen, der Freiheit zu entsagen, welche Menschen ursprünglich in die Parava getrieben hatte. Sie würde ihren Stolz schlucken, ihre Würde vergessen müssen. Gegen den Galgen hatte sie gekämpft. Das hier war nicht weniger schmählich für eine Frau wie Jeanny Forvell. Aber sie würde weiter zur See fahren können. Sich ins Meer zu stürzen, das hieße aufzugeben. Das Piratenleben an den Nagel zu hängen, das hieße sich mit weniger zufrieden zu geben, als die Welt ihr schuldete. Den Grafen von Tulonna die Schwänze zu lutschen war dagegen das kleinste Übel. Und Jeanny war schon immer gut darin gewesen, ihren Stolz wenn nötig zu unterdrücken. Sie hatte bereits schlimmere Schwänze gelutscht um zu bekommen, was sie wollte, oft genug wortwörtlich. Es war keine wirkliche Wahl.
„Also schön“, schleuderte sie dem Tiefling entgegen und gab sich Mühe, in der Niederlage zumindest noch kämpferisch zu klingen, „Ihr habt gewonnen. Bevor ich hier krepiere, segele ich eben unter eurer Flagge. Gebt mir euren teuflischen Schein! Ich habe schon schlimmere Pakte geschlossen.“ Energisch griff sie nach dem Kaperbrief, der nach wie vor zwischen ihnen auf dem Tisch lag, stopfte ihn grob in den Ausschnitt ihres Mantels und griff dann nach ihrem Krug. Er war noch immer zur Hälfte mit Rum gefüllt. Am nächsten morgen hätte sie nicht mehr sagen können, was sie dazu bewegt hatte, doch einem Impuls folgend leerte sie ihn in einem Zug. Es war mehr, als sie zu diesem Zeitpunkt noch vertragen hätte. Alles um sie herum begann sich zu drehen, dann kam ihr der Boden mit einem mal rasend schnell entgegen. Doch ehe sie aufschlug, war sie bereits weg getreten.
Am nächsten Morgen erwachte sie in einem Zimmer, von dem sie beim besten Willen nicht hätte sagen können, wie sie dorthin gekommen war und das bei weitem zu gut war für eine Frau, die keinen Heller mehr in den Taschen hatte. Ihr Brummschädel war so schlimm, wie sie es sich nur vorstellen konnte, doch erstaunlicherweise erinnerte sie sich noch immer deutlich an jedes Wort, das am Vorabend gesprochen worden war. Sie Erinnerung war fast gut genug, um ihr über den Kater hinweg zu helfen.
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Zaiyel

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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptySa 25 Nov 2017, 22:08

Rick hatte es kaum glauben können, dass es ausgerechnet sein Bruder, der ihm stets mit dem Galgen gedroht hatte, derjenige war, der des nachts die Tür zu seiner Zelle im Kerker aufschloss und ihm bedeutete zu fliehen. Es war die Absicht des Piraten gewesen, gemeinsam mit seiner Crew unterzugehen, doch er liebte das Leben zu sehr, um diese Gelegenheit nicht zu nutzen. Mit dem Dolch, den Leon ihm überlassen hatte, schaffte Rick es, sich aus dem Kerker zu schleichen und hinterliess dabei nur wenig tote Wachmänner.
Am Hafen von Port Faron herrschte geringer Betrieb: Ein Handelsschiff wurde noch beladen und ab und zu kam ein betrunkener Seemann vorbeigetorkelt. Ein paar weitere Schiffe ankerten an der Anlegestelle, doch der Pirat scherte sich wenig um sie. Seine Aufmerksamkeit fiel auf ein kleines Boot, ein Fischkutter, robust und auch allein leicht zu bedienen. Kurzerhand löste er das Tau und sprang geschickt an Bord. Dann umruderte Rick die Insel, bis er nach einer Weile, die sich lang streckte, in Schiffbrecherhafen ankam. Die Ansiedlung war ihm schon lange wohlbekannt und als er tagsüber dort anlegte, fand er anschliessend schnell einen Mann, der ihm ein paar Münzen für den Kutter gab.
Rick zog es in die Taverne "Zum gestrandeten Walfisch", wo er sicher war, guten Rum eingeschenkt zu bekommen und vielleicht an ein paar Männer finden konnte, mit denen er von nun an in See stechen könnte. Als er das Gebäude betrat, hob der Wirt erstaunt den Blick. "Hätt nich erwartet, dich nochma hier zu sehn. Nachdem ich hörte, was mit der Wave Rider passiert is." Der dickliche Mann füllte bereits einen Krug, bevor Rick selbstverständlich eine Münze auf dem Tresen liess, sich den Krug schnappte und sich an den nächsten Tisch setzte, die Füsse lässig drauf legend. Alles an seiner Haltung sprach "Hier bin ich. Ich bin für Spass zu haben."
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMo 27 Nov 2017, 12:45

Dunkles, schallendes Gelächter hallte durch die Gassen des Schiffbrecherhafens. Gold blitzte verführerisch im Licht der wenigen Lichtquellen, die mehr dazu dienten die nächtlichen Schatten zu vertiefen als wirklich Licht zu spenden. Nackte Füße klatschten zuerst auf Holz, dann auf in den Matsch. Das klatschende Geräusch entfernte sich sehr rasch von der Hintertüre eines Hauses, gegen die soeben jemand sehr geräuschvoll prallte. Irgendjemand hatte allerdings einen Karren davor geschoben, sodass das gewaltsame Durchbrechen der Türe nur sehr lautes Fluchen und vermutlich ein paar blaue Flecken zur Folge hatte. Zwei durchaus ansehnliche, dunkle Pobacken verschwanden um die nächste Ecke.
Mit seiner Kleidung auf seine Blöße gepresst beschleunigte Zahir noch weiter. Es gehörte zwar zu Zahirs Schwächen vor seinen Fehlern davon zu laufen, aber die letzten paar Stunden stufte er nicht als Fehler ein. Der Fehler hatte in der letzten Minute bestanden, in der es ein wenig zu laut geworden war. Und der Tatsache, dass er die herannahenden Störenfriede nicht gehört hatte. Zu seinem Glück waren diese deutlich weniger athletisch gebaut als er selbst und hatten den Sprung aus dem ersten Stock nicht gewagt. Das bisschen Glück war allerdings lange kein Grund sich auszuruhen. Weswegen der Mann um die nächste Ecke sauste und dann kurz inne hielt. Noch schienen die Verfolger ein Stück weit weg zu sein. Und obwohl das Blut in seinen Ohren rauschte, war er sich recht sicher, dass sie noch weit genug weg waren um eine kleine List zu versuchen. Ein paar Schritte zurück in den eigenen Spuren, ein kurzer Sprung auf die hölzernen Bohlen des nächsten Hauses, rasch angezogen, den Schlamm mit dem Stiefel von den Bohlen gewischt und ab in die nächste Gasse. Mit einer Straße Abstand zu den Verfolgern ging Zahir in die Richtung, aus der er soeben gekommen war. Sein Weg führte ihn vorbei an jenem Haus in deren Fenster er vor ein paar Tage einen Menschen erblickt hatte, der ihm gefiel. Hoffentlich hatte er den Ehefrieden nicht dauerhaft gestört. Mit einem leichten Tätscheln wurde der Wurfhaken bedacht, der ihm schon so oft treue Dienste geleistet hatte, und zur Belohnung an seinem Gürtel baumeln durfte.
"EINE RUNDE FÜR ALLE!", brüllte Zahir gut gelaunt beim Betreten der Taverne. Der "Gestrandete Walfisch" war seit seiner Ankunft vor einer Woche seine Stammkneipe gewesen. Dort versoff er seit geraumer Zeit seine kümmerlichen Ersparnisse. Die beinahe zuneige waren, wie er feststellen musste. Aber für ein oder zwei Runden...beziehungsweise für sehr viel mehr angesichts der derzeitigen Menge an Leuten. War ja kaum einer da.
"Und etwas zu essen für mich, hm~mh", orderte Zahir mit einem breiten Grinsen und ließ ein paar Münzen auf die Theke rollen, die sich der Wirt sofort grapschte. Den anderen Gast bedachte Zahir mit einem Zwinkern und einem zum Gruß gehobenen Krug.
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Mali
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMo 27 Nov 2017, 21:21

Wunderbare düfte strömten aus der Küche der Taverne "Zum gestrandeten Walfisch". Der Wirt schaute zu Soraya und nickte ihr zu. Dann nahm er mehrere der bereits gefüllten Schalen und brachte sie nach vorne, wo ein schankmädchen diese dann an die Männer verteilte. Der Inhalt der Schalen war ein Eintopf mit Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, Sahne und hühnerfleisch. Soraya wirbelte durch die küche und rührte in den Töpfen herum. "Was für ein wundervoller Tag. Ich fühle es förmlich, bald geht es wieder aufs meer."
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Grim
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyDi 28 Nov 2017, 21:48

Im Schankraum traf Jeanny den Gesandten der Grafen von Tulonna wieder. Er saß allein an einem Tisch, den selbe Mantel und selbe Hut wie schon am Vorabend an seinem hageren Leib und wie es schien damit beschäftigt, einen Brief zu verfassen. Tintenfass und Federkiel lagen auf dem Tisch, ein Bogen Pergament vor ihm und ein leerer Teller sowie ein Tonbecher in Griffweite verrieten, dass er bereits gefrühstückt haben musste. Er blickte auf als sie die Treppe hinunter schlurfte und bot ihr schweigend mit einer Geste seiner vernetzten Finger an, sich zu ihm zu setzen. Jeanny folgte der Einladung.
"Habt ihr mich gestern auf mein Zimmer gebracht?", war es, womit sie schließlich das Gespräch begann.
"Es veranlasst", erwiderte der Tiefling und Jeanny stellte zu ihrer Frustration fest, dass er noch immer dieses süffisante Grinsen im Gesicht hatte. Das Verlangen, mitten in sein Karpfengesicht zu schlagen, war gewaltig.
"Euer Problem", gab sie zurück, "Auf den Kosten werdet ihr sitzen bleiben. Ich habe keinen müden Kreuzer mehr. Hättet mich besser raus in die Gosse werfen lassen sollen."
Er zuckte ungerührt mit den Schultern. "Nehmt es als Anzahlung für eine künftige Geschäftspartnerin. Oh, und wo wir bereits dabei sind..." Er drehte das Papier vor sich um, schob es ihr mitsamt dem Federkiel hinüber. "Ich benötige noch eure Unterschrift auf diesen Kontrakt. Eine Loyalitätserklärung gegenüber den Grafen von Tulonna. Und ein weiteres mal hier, der Kaufvertrag für das Schiff."
Gedankenverloren griff Jeanny nach dem Kiel, hielt dann jedoch kurz inne. Das war es nun also. Wollte sie das wirklich? Sie zögerte. Und wischte die Gedenken sogleich beiseite. Sie hatte ihre Entscheidung gestern bereits getroffen. Im Suff zwar, aber sie war Piratin. Sie verlor dadurch nicht an Zurechnungsfähigkeit. Und sie hatte dem verdammten Karpfen ihr Wort gegeben. Irgendeine Art von Ehre musste man sich schließlich bewahren. Schwungvoll setzte sie ihre Signatur unter beide Verträge, ohne sich zuvor noch die Mühe zu machen, sie durchzulesen.
"So, ich hoffe mal, das war nicht meine Seele, die ich euch da verkauft habe", verkündete sie, "Und jetzt zeigt mir mein Schiff. Ich habe das dringende Bedürfnis, eurer Bürokratenvisage so schnell wie möglich aus meinem Gesichtsfeld verlustig zu werden."
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMi 29 Nov 2017, 17:29

Rick jubelte dem Gast sofort entgegen, als dieser ankündigte, Drinks auszugeben. Schnell kippte er den Rest seines Kruges hinunter und der Rum brannte angenehm seine Kehle hinunter. Kurzerhand erhob er sich und gesellte sich für den Nachschub an Rum zu dem anderen Gast an der Theke. An dem Mann hing so viel Gold, dass Rick sich fragte, wie viel der ganze Klunker wohl wert war.
Bevor er etwas sagen konnte, brachte die Schankmaid zwei Schalen voll Eintopf und auf seinen verwirrten Blick - schliesslich hatte er keinen bestellt - meinte der Wirt, der ginge aufs Haus. Als er probierte entfaltete sich eine cremige Würze in seinem Mund, die perfekt mit dem Restgeschmack Rum harmonierte. "Wir ham echt Glück, wenn Soraya hier is und kocht", lachte der Wirt, der sah, dass es dem Piraten sichtlich schmeckte.
"Wohl war. Sie scheint eine wahre Meisterin ihres Werkes zu sein", nickte Rick und wand sich dann an denn Dunkelhäutigen neben ihm "Was meinst du?"
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMi 29 Nov 2017, 22:04

Die Beine am Pier baumeln lassend saß Connor im Hafen und starrte auf die Stelle, an der vermutlich nun die Überreste des Schiffes lagen, mit dem er zuletzt nach Schiffbrecherhafen gekommen war. Irgendwie deprimierte ihn die Geschichte. Nicht, dass er seine Mannschaft wirklich geliebt hatte, aber zumindest vorerst würde er hier wohl festsitzen. Es würde dauern, bis er einen neuen Kapitän von seinen Fähigkeiten - sowohl im Kampf, als auch als Arzt - würde überzeugen können. Verdammtes Fischfutter, dass sie nun waren.
Zum Glück hatte Connor einen guten Freund bei sich, auf den er sich immer verlassen konnte. Mit einem Griff unter den Mantel zog er einen Flachmann hervor und genehmigte sich einen Schluck - oder wollte es zumindest, bis er feststellte, dass das Gefäß leer war. Ein herzlicher Fluch dran ihm über die Lippen, bevor er sich auf die Beine zog und mit dem, für einen Seeman typischen, schwankenden Gang in Richtung eines Gasthauses schritt. Der gestrandete Walfisch, wie dieser Ort der Glückseligkeit sich nannte, war nicht unbedingt Connors Lieblingsgasthaus. Ein solches hatte er nämlich gar nicht. Aber es war da und bot an, was er wollte. Und in der Regel bewirteten sie einen auch, wenn man nicht ganz nüchtern hinein kam. Was auf Connor in diesem Fall auch zutraf. Er war zwar weit davon entfernt wirklich betrunken zu sein, aber ganz nüchtern war er eben auch nicht.
Also ignorierte er die beiden Gäste, die bereits an der Theke saßen, und setzte sich, in kleiner Entfernung, einfach zu ihnen. "Ahoy", grüßte er sie dann doch knapp, bevor er seinen Flachmann, zusammen mit ein paar Münzen, dem Wirt vor die Nase stellte. "Einmal vollmachen", meinte er, gefolgt von einem "Bitte". Manche Gewohnheiten, die man in seiner Kindheit gelernt hatte, waren einfach verdammt schwer los zu werden. "Dreckverdammter", murmelte er, über sich selbst verärgert, in sich hinein. Es war zweifelhaft, ob die beiden anderen Männer ihn gehört hatten. Oder ihm überhaupt Beachtung schenkten. Aber das war Connor eh gleich. Er war hier wegen des Rums, nicht für Gespräche. Auch, wenn er nichts gegen eines einzuwenden hätte, gestand er sich ein.
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Lias
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyDo 30 Nov 2017, 18:06

"Ah. Ich kenne das Essen schon", antwortete Zahir seinem Gesprächspartner gut gelaunt. Seine Stimme nahm inzwischen jenen sonoren Ton an, der ihm in Verhandlungen immer gute Dienste leistete. Es schadete nie sich Freunde zu machen, vor allem wenn man sich genauso schnell Feinde machte. Und der Bursche hier sah doch ganz brauchbar aus. Vielleicht war er Teil einer Mannschaft? Immerhin würde Zahir bald einen Weg von dieser Insel brauchen. Die Versteckmöglichkeiten gingen ihm so langsam aus und außerhalb einer Stadt zu übernachten war seiner schlicht nicht würdig.
"Bin schon mehr als eine Woche hier, hm", führte der dunkelhäutige Mann aus und machte eine Geste mit den Armen, die die komplette Taverne einschloss. Seinen Eintopf hatte er noch nicht angerührt. Derzeit war er noch auf dem Hoch seiner gelungenen Flucht unterwegs. Außerdem war die letzte Mahlzeit nicht so lange her. Der Rum interessierte ihn da schon vielmehr. Was auch für den Neuankömmling zutraf.
"'S doch keine Schande höflich zu sein. 'S öffnet einem viele...Tore, mehr als Drohungen jedenfalls. Meistens sogar mit weniger Blutvergießen. Hier."
Die Schüssel mit dem Eintopf wurde kratzend über die Theke geschoben.
"Geht auf's Haus. Bezahlt von Euer Ehren, höchstpersönlich."
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyDo 30 Nov 2017, 20:43

Natürlich hatte Schiffbrecherhafen Anlegeplätze, wie sich das für einen Hafen gehörte. Seinen Namen hatte der Ort jedoch ursprünglich von der geschützt liegenden Bucht erhalten, in welcher man wind- und sichtgeschützt ankern konnte und zahlreiche Schiffe lagen anstatt an den Piers draußen in der Bucht. Die Sweet Daisy hatte etwas abseits geankert und Jeanny sowie der Tiefling mussten ein Ruderboot nehmen, welches, bewacht von einem grimmigen alten Kau'i-Seemann, am Strand lag. Sie ließen sich herüber rudern und Jeanny begann, ihr neu erworbenes Eigentum so gründlich zu untersuchen, wie das der beständig pochende Schmerz in ihrem Schädel eben zu ließ. Das dringende Bedürfnis, sich eine dunkle Koje zu werfen und reglos auszuharren, bis der Schädel nachließ, wurde nur dadurch unterdrückt, dass sie sich von dem Gesandten der Grafen keine solche Blöße geben wollte. Und dadurch, dass sie wusste, dass sie liegend ebenso leiden würde, wie stehend.
Der Kauf – dessen genauen Preis sie sich noch immer nicht angesehen hatte – erwies sich erstaunlicherweise als ein durchaus solides Geschäft. Die Sweet Daisy war eine hübsche dreimastige Karavelle, nicht das größte Schiff, das Jeanny je besessen hatte, aber sie wirkte, als könne sie schnell gesegelt werden und sie besaß ein solides Feuerdeck mit sechs Bronzekanonen zu jeder Seite. Und sie war in erstaunlich gutem Zustand. Es war in jedem Fall ein Anfang. Und mehr, als Jeanny sich am Vorabend noch zu träumen gewagt hätte.
"Nun denn...", verkündete Jeanny nach Abschluss des Rundgangs dem Gesandten, der sich mit dem Kau'i und zwei weiteren zur Bewachung zurück gelassenen Männern an Deck zusammen gesetzt hatte, "Ich bin zufrieden. Unser Geschäft ist damit abgeschlossen. Ich wäre euch und euren Männern sehr verbunden, wenn ihr nun schleunigst von meinem Schiff und präferabel auch aus diesem Hafen verschwinden würdet. Guten Tag, Gesandter."
Wie es seine nervtötende Art war antwortete der Tiefling mit einem huldvollen Nicken und breitem Grinsen. Seine Begleiter ließen sich an einer Strickleiter in das Beiboot hinab, der Gesandte selbst verharrte jedoch noch einen Moment, griff erneut in seinen abgewetzten Mantel. "Eine letzte Sache noch", verkündete er, "Ich wurde angewesen, euch ein Handgeld auszuhändigen, damit ihr gewisse notwendige Ausgaben tätigen könnt, ehe ihr euch wieder selbst versorgen könnt, Kapitän." Er zog einen ledernen Beutel hervor, der verräterisch klimperte und warf ihn Jeanny zu. Instinktiv fing sie ihn auf.
"Ich brauche eure Almosen nicht", erklärte sie mit zornfunkelndem Blick, doch den Beutel befestigte sie dennoch an ihrem Gürtel, "Guten Tag, Gesandter."
"Guten Tag, Kapitän."
Als er die Strickleiter hinab stieg konnte Jeanny sich des unguten Gefühls nicht erwehren, abermals besiegt worden zu sein. Und gründlicher vielleicht, als all die Male, da ihr das Schiff unter dem Hintern weg geschossen worden war.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyFr 01 Dez 2017, 16:37

Schon mehr als eine Woche? So wie der Mann es formulierte, war Rick sich sicher, dass es sich ebenfalls um einen Seemann handeln musste und wenn er es richtig einschätzte, war auch er auf der Suche nach einer Mannschaft. Vielleicht ergab sich ja ein Weg, irgendwo anzuheuern, aber ohne ein Schiff war es durchaus schwierig, aufs Meer hinaus zu segeln...
Als sein Gesprächspartner dem Neuankömmling das Essen zu schob, wiederholte Rick noch einmal seine Begeisterung. "Du musst unbedingt probieren - Es passt hervorragend zum Rum" Eine Geste deutete auf den Flachmann und er selbst nahm noch einen guten Schluck aus seinem Krug. "Was treibt euch nach Schiffbrecherhafen?", fragte er beide der Männer. Irgendjemand hier musste doch wenigstens jemanden kennen, der dem Ruf des Ozeans folgte...
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptySa 02 Dez 2017, 12:29

Etwas überrascht wandte sich Connor den beiden anderen Männern zu, als ihm der Eintopf vor die Nase geschoben wurde und ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus, ob des Kommentares über seine Höflichkeit.
"Mag sein, gibt trotzdem Leute, die es komisch finden." Dann deutete er auf die Schüssel. "Danke sehr", meinte er mit einem Zwinkern, bevor auch schon der erste Löffel in seinen Mund wanderte. Er war zwar eigentlich für den Rum her gekommen, aber eine kostenlose Mahlzeit schlug man nicht einfach aus. Schon gar nicht, wenn sie definitiv essbar war. Die folgende Frage ließ ihn abermals zu den anderen Gästen sehen.
"Bin vor zwei Tagen mit meiner Mannschaft hergekommen, unser Käp't'n wollte Vorräte auffüllen. Hat sich nur dummerweise mit dem falschen angelegt und jetzt dient meine Crew als Fischfutter."
Ein Achselzucken folgte der Ausführung. Es war einfach eine sau dumme Situation, in der er steckte.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptySa 02 Dez 2017, 16:12

Die Situation kam Rick irgendwie bekannt vor. "Meine Crew wurd von der Marine zerlegt." Ein bitterer Ton schwang in seiner sonst gleichgültigen Stimme mit. Schnell nahm er noch einen Schluck Rum, bevor er anfing, der vergangenen Zeit hinterher zu jammern. "Man nimmt's, wie's kommt und alles, was zu tun bleibt, ist das nächste Schiff zu suchen, dass einen hinausfährt." Er kündigte damit offen seine Absicht an, dass er irgendwo anheuern wollte. Er hatte nämlich nicht vor, lange an Land herum zu gammeln. Leise hörte man das Rauschen des Meeres. Verlockend. Versprechend. Verführend. Jepp, er würde es nicht lange warten lassen.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptySa 02 Dez 2017, 17:52

Soraya nahm ihre Schürze ab und hing sie an die Garderobe. "Chef, ich mach jetzt Pause. Eintopf reicht noch für ein paar leute. Nach meiner Pause koch ich was neues," wandte sie sich an den Wirt. Dann nahm sie sich eine schale von dem Eintopf sowie einen Krug Bier. ging nach vorne in die Schankstube und nahm an einem leeren Tisch Platz. Freundlich nickte sie den Gästen zu und begann dann, genussvoll den Eintopf zu löffeln.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptySo 03 Dez 2017, 11:24

Jeanny hatte beteuert, das Geld des Tieflings nicht zu wollen, dennoch führte ihr erster Weg sie, nachdem sie noch eine Weile auf See gestarrt und abgewartet hatte, dass ihre Kopfschmerzen nach ließen, in die Hohe Stadt, das weiter vom Ufer entfernte Viertel, in dem sich die Händler und Handwerker von Schiffbrecherhafen angesiedelt hatten. Als sie schließlich zurück in Richtung Hafen schlenderte, der Schritt nun wieder fester und sicherer, wog der Beutel vielleicht noch die Hälfte, sie jedoch trug neue Kleider und einen neuen Hut, ein Paar Pistolen samt Kugel- und Pulverbeutel sowie einen Säbel mit vergoldetem Griff. Was zuvor wie eine abgerissene Hafennutte gewirkt hatte, erweckte nun tatsächlich wieder den Anschein eines Kapitäns.
Die Mittagsstunde war bereits weit vorbei und der Abend noch nicht gekommen, als Jeanny den Schankraum des Gestrandeten Walfischs betrat, dennoch fand sie ihn bereits gut gefüllt vor. Seeleute scherten sich schließlich nicht um Arbeitszeiten. Wer auf Landgang war – oder derzeit nirgends angeheuert hatte – der konnte auch seinen ganzen Tag im Wirtshaus verbringen.
Sie gab dem Schankwirt ein Zeichen, ließ sich einen vollen Krug bringen und drückte ihm dafür einen überaus großzügigen Schilling in die Hand. Nur um sicher zu gehen, dass er sie hier ein wenig Trubel veranstalten ließ. Der Wirt gab ihr mit einem grinsenden Nicken zu verstehen, dass er schon verstand, was sie hier wollte und Jeanny klopfte ihm jovial auf die Schulter. Sie nahm einen tiefen Zug von dem Rum – und war es nur, um den Nachwirkungen des Exzesses vom Vorabend entgegen zu wirken – und sprang dann auf einen Tisch.
"Spitzt mal die Lauscher, ihr Landratten!", rief sie in die Runde und stellte erfreut fest, dass zumindest ihre befehlsgewohnte Stimme die Wochen der Misere gut überstanden hatte, "Ich bin Jeanny Forvell, Kapitän der Black Tide. Ich gehe davon aus, dass der Name euch allen etwas sagt und dass so mancher von euch sich schon immer gewünscht hat, unter meinem Befehl auf Kaperfahrt zu gehen. Nun, ich sage euch: heute ist euer Glückstag! Denn ihr habt die einzigartige Gelegenheit, diesen Wunsch heute Wirklichkeit werden zu lassen. Ich gedenke in drei Tagen hier auszulaufen und ich suche eine tüchtige Mannschaft, die mich begleitet. Ich glaube ja nicht, dass unter euch Landratten jemand ist, der zur Black Tide passt, aber falls ihr ein paar abgehärtete Seeleute kennt, die nicht beim ersten Windstoß über die Reling gehen, dann schickt sie zu mir!"
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptySo 03 Dez 2017, 14:26

Als ein neuer Gast die Taverne betrat, richtete sich alle Aufmerksamkeit auf die Frau. Es war Jeanny. Natürlich kannte Rick Jeanny Forvell und hatte von ihrem Werdegang als Kapitänin gehört. Er war noch ein kleiner Schwächling gewesen, als er ihr damals begegnet war und sie hatte ihm den Geschmack der Freiheit gezeigt, bevor sie wortlos auf dem Ozean verschwand. Erst ein Jahrzehnt später, als er selbst die Meere unsicher machte, hatte er von der aufstrebenden Frau gehört, wie sie sich einen Namen machte.
Für ihn bestand kein Zweifel, dass die Kapitänin diejenige war, die sie behauptete zu sein. Denn trotz den Spuren des Alters erkannte Rick dasselbe Lodern in den grünen Augen, welches ihn schon damals angstachelt hatte. Allerdings hatte er nicht den blassestens Schimmer, ob auch sie sich erinnerte. Wetten würde er darauf nicht.
"Wenn nennst du hier Landratte?" Er sprach zwar mehr zu seinem Krug Rum, doch laut genug, dass die meisten Anwesenden ihn wohl verstanden haben mussten. Dann erhob er sich und prostete seiner Möglichkeit, diesen Haufen Dreck an Insel zu verlassen, zu. "Ich will nicht Rick heissen, wenn das Meer nicht meine Heimat wäre." Wenn das poetischer klang, als er beabsichtigt hatte, lag das sicher daran, dass er mittlerweile bei seinem dritten Krug Rum angelangt war. "Ich bin dabei! Wer noch?" Er sprang auf und warf einen Blick zu seinen Saufkumpanen.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptySo 03 Dez 2017, 17:56

Soraya blickte auf, als Jeanny die Taverne betrat, sich vorstellte um eine Crew anzustellen. Sie grinste breit, erhob sich und knickste frech. "Ich bin die beste Köchin weit und breit und kann kämpfen wie ein Mann. Ich bin bereit, mit euch zu fahren," wandte sie sich an Jeanny und lächelte. "Mit mir an bord wird eure Mannschaft jedenfalls nicht wegen dem Essen rebellieren," meinte sie dann noch grinsend.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMo 04 Dez 2017, 10:36

"Aye, Capitane Forvell, von Euch gehört habe ich wohl", brummte Zahir, der sich bisher standhaft geweigert hatte in die Rufe seiner...nennen wir sie mal Kollegen einzusteigen. Die Kapitänin war ihm natürlich bereits bekannt. Er war sich sogar sicher, dass er mal mit einem aus ihrer Mannschaft gehandelt hatte. Und Zahir war kein alter Seemann geworden, indem er sich leichtfertig dem erstbesten Kapitän an den Hals warf, der ihn anheuern wollte. Das bedeutete nur allzu oft eine Fahrt ohne Wiederkehr direkt auf den Meeresgrund.
"Die wieviele Black Tides ist das nun?", hakte Zahir ohne Spott nach. Schiffe gingen verloren, das passierte. Selbst dem besten Kapitän konnte ein Schiff durch einen Glückstreffer unterm Arsch weg geschossen werden. Was Zahir beunruhigte war nicht der Fakt, dass Kapitän Forvell Schiffe verloren hatte, sondern vielmehr, dass immer sie (und fast immer auch wirklich nur sie) das ganze überlebte. Das mochte für ihre Fähigkeiten sprechen oder für etwas sehr viel Finsteres. Nun denn, eine Auswahl schien ja nicht zu bestehen und so langsam wurde die Luft in Schiffbrecherhafen doch etwas dick.
"Spielt keine Rolle. Wenn Ihr einen Quartiermeister braucht, Capitane Forvell, und angemessene Beute macht, dann bin ich Euer Mann. Für Vorräte und Waffen kann ich Euch ein paar gute Angebote an Deck holen", gab Zahir zu hören, der sich nun doch einmal die Arbeit gemacht hatte sich zu der Angesprochenen umzudrehen. Bei der Bemerkung über die Angebote, klopfte er sich mit einem Finger, an dem ein dicker goldener Ring prangte, auf das Symbol an seiner Schulter. Perlmutt auf Gold, leicht abgenutzt, aber trotzdem segelte dort noch immer das Schiff des Kapus-Konsortiums.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMo 04 Dez 2017, 22:20

Ha. Das kam ja wie gerufen für ihn und seine neu gewonnenen Saufkumpanen. Grinsend drehte sich dann auch Connor zu der Kapitänin um. Wie es das Schicksal wollte war er noch nie unter einer Frau gesegelt. Vielleicht bedeutete dies, dass er endlich seine letzte, seine dauerhafte Mannschaft finden würde. Irgendwas musste er ja anders machen, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen, warum also nicht sich einer Frau anschließen? Schließlich hob er seinen Flachmann, der Frau grüßend entgegen.
"Ahoy, Käp't'n. Auf mich könnt ihr zählen, wenn ihr das nächste Mal in See stecht", erhob er die Stimme, laut genug, um gehört zu werden, bevor er einen kräftigen Schluck aus dem zum Glück wieder gefüllten Flachmann nahm. Natürlich könnte er nun, wie die anderen, seine Profession herraus brüllen, aber spätestens am nächsten Morgen hätte er dann alle Hände voll zu tun, um Seemänner, die ihm eine Krankheit oder Verletzung zeigten, die sie "zufällig gerade eben entdeckt" hätten. Und er bevorzugte es, seinen Landgang in Ruhe zu genießen. Er würde mit Kapitän Forvell ein Wort in Ruhe sprechen. Oder wenigstens relativer Ruhe.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyDi 05 Dez 2017, 08:21

Zufrieden stellte Jeanny fest, dass ihr Name noch immer seine Wirkung entfaltete. Der Andrang war gewaltig und der Lärm, den die Seeleute veranstalteten, fast mehr, als sie mit ihrem brummenden Schädel zu verkraften in der Lage war.
"Ruhig, ruhig! Einer nach dem anderen!", erhob sie erneut ihre Stimme und schaffte es, von ihrer erhöhten Position auf dem Tisch durch das Geschrei im Raum hindurch zu dringen, "Formt eine Reihe und dann einer nach dem anderen."
Sie sprang vom Tisch hinab, zog sich einen Stuhl heran und stützte sich auf dessen Lehne. "Du da!", begann sie und zeigte auf den opulent gekleideten, dunkelhäutigen Mann, der sich als Quartiermeister angeboten hatte, "Wie ist dein Name? Wie lange fährst du bereits zur See? Auf welchen Schiffen hast du bereits gedient? Du sagst, du kannst mit Zahlen und Münzen umgehen? Wo hast du dich bisher als Quartiermeister verdingt?"
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyDi 05 Dez 2017, 12:31

Unwillkürlich hob Zahir die Hände in einem Abwehrgestus. Das war eine ganze Menge Fragen auf einmal. Bevor er also mit einer Antwort begann, trank er erst einmal seinen Rum aus. Wäre ja sonst auch schade drum. Das Klimpern von Metall auf Metall ertönte, als Zahir ein Buch hervorholte, das mit einer Kette an seinem Gürtel befestigt war.
"Mh, mal sehen. Zehn Jahre Handelsvertreter für die hier", hob der Mann an und klopfte sich dabei auf das Abzeichen auf seiner Brust, bevor er fortfuhr: "Drei Jahre auf der Gnashing Maelstrom, gesunken, sieben Jahre auf der Rising Tide, wegen zu niedriger Heuer gegangen, sieben Monate auf der Kraken, wegen persönlichen Konflikts ausgesetzt, zwei Jahre Deep One, kurzer Aufenthalt im Marinegefängnis, fünf Jahre auf der Stag, von der Marine versenkt."
Das Buch schnappte wieder zu. Es klickte als Zahir den Verschluss wieder befestigte und die dunklen Augen dann auf Kapitän Forvell richtete.
"Vier und Dreißig Jahre auf See, Capitane Forvell, und keine Beschwerden wegen meiner Arbeit. Ich kann lesen, rechnen und verhandeln wie die Besten dieser Zeit. Wenn Ihr wollt, dann steht der goldene Zahir in Euren Diensten. Und ich habe vor diesen Beinamen in Ehren zu halten."
Damit ließ sich der Mann wieder auf seinem Hocker nieder und streckte die Hand nach dem leeren Krug aus. Eine Münze kullerte über den Tisch. Mal sehen, was die Kapitänin davon hielt. Vielleicht wäre Bescheidenheit hier angebrachter gewesen, aber das war eben keine von Zahirs Stärken.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMi 06 Dez 2017, 08:22

Bescheidenheit war diesem Mann fremd, soviel stand in jedem Fall schon einmal fest. Aber das war nicht unbedingt von Übel. Wenn sie ihn tatsächlich als Quartiermeister wollte, dann konnte ein gesundes Selbstbewusstsein dem Kandidaten nicht schaden. Und noch etwas fiel Jeanny auf: wenngleich der Mann seinem Äußeren nach unverkennbar einen Hang zum Luxus besaß, so hatte er nicht nach der Heuer gefragt. Er wollte anheuern, weil er es musste. War das gut? Eher nicht! Aber auch Jeanny musste sich eingestehen, dass sie nicht eben in der Lage war, wählerisch sein zu können. Sie brauchte eine Mannschaft. Und einen Mann zu finden, der Lesen und Rechnen konnte – noch dazu gut – war keine Selbstverständlichkeit in Schiffbrecherhafen.
"Nun gut, Zahir. Wenn eure Worte der Wahrheit entsprechen, dann seid ihr euer Salz wert", antwortete sie nach kurzem Zögern, "Trefft mich heute Abend eine Stunde vor Sonnenuntergang im Seemannsgrab. Dann erkläre ich der Mannschaft alles weitere und wir verhandeln die Einzelheiten. Nächster!"
Sie winkte den goldenen Zahir davon, wandte den Blick dem nächsten Mann in der Reihe zu: "Nun, Seemann? Wie ist euer Name? Wie lange fahrt ihr schon zur See? Was sind eure Qualifikationen?"
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMi 06 Dez 2017, 18:36

Der Nächste, der auf Jeanny zutrat, fiel etwas durch seine leicht gräuliche, blasse Haut auf, die ihr vielleicht bekannt vorkam. Als sie ihm ihre Fragen stellte, antwortete er: "Ich bin Rick. Rick Hawkins." Niemals würde er wieder den anderen Namen nennen, den er früher getragen hatte. Die Idee, eine Kurzversion seines Zweitnamens zu verwenden, war ihm schon auf der Strasse gekommen, nachdem er Jeanny kennengelernt hatte. "Über dreizehn Jahre segelte ich unter schwarzer Flagge auf der Wave Rider" Viele andere Piraten hatten auf die kleine Wave Rider herab gesehen, aber es war eines von wenigen Piratenschiffen, das sich so lange über Wasser gehalten hatte. Auch, wenn vermutlich kaum eine Planke des Wracks, das jetzt auf dem Meeresboden lag, zum ursprünglichen Schiff gehörte. Durch die geringe Grösse war sie wendiger gewesen und in Händen eines fähigen Steuermannes durchaus schnell. "Schon bevor ich hinausgesegelt bin, habe ich viel Zeit auf dem Ozean verbracht und die Navigation eines Schiffes gelernt. Ihr werdet kaum jemanden mit einer besseren Orientierung zur See finden und wenn Ihr mich mitnehmt, bringe ich Euch an jeden Ort in der Parava, zu dem ihr wollt." Stolz stand er vor der Frau. Bescheidenheit gehörte offensichtlich auch zu keiner der Tugenden dieses Mannes.
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMi 06 Dez 2017, 22:43

Kurz stutzte Jeanny beim Anblick des Mannes, der da vor sie trat. Auf seltsame Weise kam er ihr bekannt vor, ganz so, als wäre sie ihm schon einmal begegnet. Sie wischte den Gedanken jedoch rasch wieder beiseite. Er war ein Pirat wie jeder andere. Seinesgleichen gab es so viele in der Parava, dass eine gewisse Vertrautheit kaum zu vermeiden war. Was zählte waren doch viel eher seine Referenzen. Und die konnten sich durchaus sehen lassen.
"Habe von der Wave Rider gehört", bestätigte sie dem Mann, "Ein schönes Schiff. Habe sie mal irgendwo im Hafen liegen sehen. Ein Jammer, dass sie sie versenkt haben. Aber gut. Ein Mann, der dreizehn Jahre gesegelt ist, sollte sein Handwerk beherrschen. Ich gebe dir eine Chance, Rick Hawkins. Triff mich heute Abend eine Stunde vor Sonnenuntergang im Seemannsgrab. Nächster!"
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyDo 07 Dez 2017, 20:17

Connor trat vor, nachdem seine beiden Sauffreunde sich bereits vorgestellt hatten und machte vor der Kapitänin eine Verbeugung, die tatsächlich fast elegant aussah.
"Käp't'n", begrüßte er die Frau, von der er auch schon am Rande gehört hatte. "Mein Name ist Connor Hane. Ich fahre seit nun acht Jahren zur See, zuletzt auf der Horizon, die bedauerlicherweise nun hier im Hafen den Fischen als Zuhause dient. Ich kann mit meinem Rapier umgehen und wurde seit meinen Kindertagen zum Arzt ausgebildet."
Verglichen mit seinen Vorgängern wirkte Connor wohl bescheiden, auch wenn er von seinen Fähigkeiten überzeugt war. Er wusste, was er konnte, aber er wusste genauso, wo seine Schwächen lagen. Aber die würde er dem Kapitän natürlich nicht auf die Nase binden. Zumal die meisten Schwächen typisch für Seefahrer war...
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BeitragThema: Re: Black Tides – MSG-Thread   Black Tides – MSG-Thread EmptyMo 11 Dez 2017, 18:41

Ein Arzt? Jeanny wurde sofort hellhörig. Es gab nicht viele Ärzte in der Parava, noch weniger, die zur See fuhren. Die wenigsten Mannschaften hatten den Luxus eines eigenen Bordarzts. Gleichzeitig konnte gerade wenn man dem brutalen Geschäft der Freibeuterei nachging ein ausgebildeter Mediziner den Unterschied zwischen Leben und Tod darstellen. Oder zumindest zwischen Amputationen und geretteten Gliedmaßen.
Zugegeben: dieser Arzt erweckte nicht eben den vertrauenserweckendsten Eindruck. Aber welcher der Männer hier tat das schon? Das hier war eine verdammte Kaschemme in einem herunter gekommenen Piratennest. Es wäre ein Wunder, hier jemanden ohne Schäden, Laster oder mehr oder weniger ausgeprägten Geisteskrankheiten zu finden. Und ein lausiger Arzt war immer noch besser als gar kein Arzt.
"Nun denn, Connor Hane", antwortete Jeanny, nachdem sie sich eben so viel Zeit gelassen hatte, dass man ihr abnehmen konnte, sie würde überlegen, "Wenn ihr bereit seid unter schwarzer Flagge zu segeln und euch mit einem Anteil der Beute statt einem Gehalt zufrieden geben könnt, dann willkommen an Bord."
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